Chefin der erzkonservativen DUP Arlene Foster, die Königsmacherin

London · Mit Hilfe von Arlene Foster und ihrer nordirischen Regionalpartei könnte Premierministerin Theresa May in London weiterregieren. Doch ob die Zusammenarbeit zustande kommt?

 Arlene Foster ist Chefin der erzkonservativen DUP.

Arlene Foster ist Chefin der erzkonservativen DUP.

Foto: dpa

In den sozialen Medien entlud sich bereits am Freitag ein Sturm der Entrüstung, vor dem Parlament in London versammelten sich das ganze Wochenende Protestanten, die mit Sprechchören und Plakaten gegen die angekündigte Allianz demonstrierten. Die Konservativen könnten mit Hilfe der Democratic Unionist Party (DUP) eine Minderheitsregierung stellen. „Wollen die Tories aus Machtwillen wirklich ins Bett steigen mit einer homophoben, erzkonservativen Partei?“, kritisierte ein sozialdemokratischer Aktivist auf Twitter.

Derweil fragen sich noch etliche Briten: Wer ist Arlene Foster, jene Frau, die plötzlich zur Königsmacherin aufgestiegen ist? Die Juristin, die als ehrgeizig und kritikresistent gilt, führt als Vorsitzende die DUP an. Foster nun die einzige Chance für May, an der Macht zu bleiben, nachdem die Konservativen bei der Parlamentswahl am Donnerstag ihre absolute Mehrheit verloren. Die DUP hat zehn Mandate in der Heimat geholt, so dass sie mit den Tories eine Drei-Stimmen-Mehrheit im Unterhaus bilden könnte.

Dass die 46-jährige Foster als Frau der Partei vorsteht, täuscht über die Tatsache hinweg, dass die DUP noch immer als sexistisch angesehen wird und streng konservative Positionen vertritt. So lehnt sie etwa Abtreibungen vehement ab. Dass die DUP ein Gesetz eingereicht hat, das religiösen Gewerbetreibenden erlaubt, Kunden nicht zu bedienen, deren Lebenswandel nicht zu ihrer religiösen Überzeugung passt, wird als Beispiel angeführt, warum eine Verbindung ein „Pakt mit dem Teufel“ wäre.

Auf der Seite der Brexit-Anhänger

Die DUP steht klar auf der Seite der Brexit-Anhänger. Foster aber hat immer wieder betont, dass sie keinen harten Bruch mit Brüssel wünscht aufgrund der besonderen Situation des Landesteils, wo sich jahrzehntelang katholische Republikaner, die eine Vereinigung mit dem Nachbarn anstrebten, und protestantische, pro-britische Unionisten gewaltsam bekämpft haben. Foster besteht deshalb auf einer durchlässigen Grenze, ohne neue Kontrollen zwischen Irland und Nordirland zu errichten.

Ihr Leben und ihre Karriere sind tief geprägt vom Nordirland-Konflikt. Als achtjähriges Mädchen schießen Anhänger der Irish Republican Army (IRA) ihrem Vater, einem Polizisten, in den Kopf und sie muss mit ansehen, wie er blutüberströmt und „auf allen Vieren“ in die Küche des heimischen Bauernhauses kriecht. Er wird schwer verletzt, überlebt aber. Einige Jahre später sitzt sie mit Klassenkameraden in einem Schulbus, der Ziel eines IRA-Anschlags wird. Während ihres Studiums in Belfast startet Foster ihre politische Karriere, schließt sich der pro-britischen UUP an und wird Abgeordnete in ihrer ländlichen Heimat, der Grafschaft Fermanagh.

Unter anderem aus Protest gegen das Karfreitagsabkommen, das den blutigen Unruhen ein Ende setzte und bis heute den Frieden in dem Landesteil sichert, verlässt sie 2004 die Partei und schließt sich der DUP an. Seit 2015 fungiert sie als Parteichefin. Im Regionalparlament durchlief die dreifache Mutter mehrere Stationen, war Umweltministerin, Handelsministerin und Finanzministerin. Anfang 2016 übernahm Foster das Amt der Ministerpräsidentin und regierte in einer Zwangskoalition mit dem Vize-Regierungschef Martin McGuinness von der katholisch-republikanischen Partei Sinn Féin. Doch Anfang des Jahres trat McGuinness nach einem Streit über ein Ökoenergie-Förderprogramm zurück, die Regierung zerbrach. Zuvor sorgte ein Finanzskandal für Aufsehen, den die Erste Ministerin Foster mitzuverantworten hatte.

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