FDP-Politiker Georgios Chatzimarkakis Athens Gutwettermacher

BERLIN · Er ist wieder ein gefragter Mann, an manchen Tagen auch ein sehr gefragter. Nun gut, in seinem früheren Leben als FDP-Politiker hatte Georgios (Jorgo) Chatzimarkakis gleichfalls Konjunktur - als Abgeordneter des Europäischen Parlaments und bis 2011 auch als Mitglied des FDP-Bundesvorstands.

 Jorgo Chatzimarkakis.

Jorgo Chatzimarkakis.

Foto: dpa

Doch 2011 kam dann der Karriereknick: Chatzimarkakis machte sich nach mehreren Niederlagen bei Landtagswahlen als Wortführer der Kritik beim damaligen FDP-Chef Guido Westerwelle unbeliebt. Im selben Jahr musste der in Duisburg geborene Sohn griechischer Gastarbeiter auch die Aberkennung seines Doktortitels durch den Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn nach Plagiatsvorwürfen hinnehmen. Anfang 2014 trat der heute 48-Jährige wegen Unzufriedenheit mit der Europapolitik des damaligen Parteichefs Philipp Rösler aus der FDP aus.

Doch Chatzimarkakis, der bei der Europawahl 2014 für die Partei "Hellenische Europabürger" kandidierte, ist mittlerweile zurück im Spiel und somit zurück in der Politik. Als Sonderbotschafter für europäische Wirtschaftsfragen der neuen griechischen Links-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras und Finanzminister Gianis Varoufakis soll der ehemalige FDP-Politiker in Deutschland gut Wetter für Griechenland und seine Regierung machen. Kein leichter Job, aber einer, bei dem man schnell Zuhörer hat. Ob im ARD-Morgenmagazin oder bei "Anne Will" - Chatzimarkakis argumentiert im Namen der neuen Links-Regierung um das "Syriza"-Bündnis für deren Euro-Kurs, obwohl ihn noch die Vorgängerregierung von konservativer Nea Dimokratia und sozialdemokratischer Pasok auf den Posten des Sonderbotschafters für europäische Wirtschaftsfragen gesetzt hatte.

Wenn Chatzimarkakis zu Finanzhilfen der Staaten der Euro-Gruppe befragt wird, dann nennt der Ex-FDP-Mann beispielsweise die nicht mehr so genannte Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission eine "völlig undemokratische, technokratische, fast staatenlose, gesichtslose Truppe" - unter Verweis auf die "ganz vorzügliche Dokumentation" im deutschen Fernsehen.

In solchen Situationen ist er ganz (Sonder-)Botschafter der hellenischen Republik. 55 Prozent Jugendarbeitslosigkeit oder drei Millionen Griechen ohne Krankenversicherung seien Ergebnis der Troika-Politik, sagte er. Wie kann ein ehemaliger FDP-Politiker für eine Links-Regierung im Bündnis mit Rechtpopulisten sprechen? Chatzimarkakis findet derlei Farbenlehre nachrangig. Entscheidend sei: "Wie geht es dem Land besser?" Dafür will er arbeiten, auch wenn er weiß: "Ich bin jetzt Sonderbotschafter, ich bin kein Abgeordneter mehr. Mir ist da Zurückhaltung auferlegt, was Kommentare angeht."

So können Regierungschef Tsipras und Finanzminister Varoufakis im Schuldenstreit mit Deutschland provozieren, sie wollten notfalls deutsche Immobilien in Athen pfänden. Zur griechischen Forderung in diesem Zusammenhang, Deutschland solle Nazi-Verbrechen entschädigen, hatte sich auch Chatzimarkakis geäußert.

Eine Finanzspritze an eine griechische KfW als späte Entschädigung, das wäre doch eine Idee. Zuletzt hat Chatzimarkakis angeregt, einen "Elektro-Euro" einzuführen, einen Euro, den es nur auf Plastikkarte gibt, damit die Menschen ihre dringendsten Rechnungen zahlen könnten. So viel Kommentar wenigstens muss sein.

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