G7-Treffen Außenminister treffen sich in der Bretagne

DINARD · Die Außenminister der großen sieben westlichen Industrienationen beraten über Krisen in der Welt. Doch die USA schicken nur ihren Vize.

 In diesen Tagen ein politisch symbiotisches Paar: Jean-Yves Le Drian (links) und Heiko Maas.

In diesen Tagen ein politisch symbiotisches Paar: Jean-Yves Le Drian (links) und Heiko Maas.

Foto: AP

Einer fehlt. Mike Pompeo hat andere Termine. Perfekte Kulisse und trotzdem hängen dunkle Regenwolken über diesem G7-Treffen. Das passt zur Lage. Ausgerechnet wenn die Außenminister der großen sieben westlichen Industrienationen (G7) – auf Initiative von Gastgeber Frankreich – über eine multilaterale Allianz und Hilfen für Afrika debattieren wollen, schicken die USA nur ihren zweiten Mann in die Bretagne. John J. Sullivan soll den Schein wahren, obwohl die Kollegen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan sowie die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini die Botschaft schon zu deuten wissen: G7 – aus Sicht von Washington alles nicht so wichtig.

Ein weiterer Stresstest für die G7. Niemand sagt das offen. Vielmehr versuchen die Kollegen der G6 plus eins das Fehlen von Pompeo herunterzuspielen. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian, Gastgeber des Treffens, versucht es mit einem bretonischen Sprichwort, passend zum Dauerregen des ersten Konferenztages, aber auch passend zur Lage der G7 im Umgang mit den USA. „Wenn es regnet bei einer Ehe, sagt man bei uns in der Bretagne: Eine regnerische Ehe ist eine glückliche Ehe.“ Die Außenminister lachen. Es regnet ziemlich oft in letzter Zeit, wenn die G7 zusammenkommen. Le Drian wird mindestens zur Kenntnis nehmen, dass Pompeo andere Prioritäten hat, wo der Franzose die Kollegen doch gerade „in meine wunderbare Heimat“ eingeladen hat. Dinard, das bretonische Küstenstädtchen, gilt als Nizza des Nordens. Der deutsche Außenminister Heiko Maas hätte dazu fast noch einen Termin mit einem anderen berühmten Bretonen gehabt. Eine kleine Ausfahrt mit dem französischen Radsportidol und mehrfachen Tour-de-France-Sieger Bernard Hinault, der wie Le Drian Bretone ist. Doch Hinault hat wegen Frühjahrsklassiker offenbar andere Termine. Außerdem regnet es. Kein optimales Wetter für Radsport.

Dann eben Kilometer machen für den Multilateralismus. Maas bildet mit Le Drian seit Tagen ein politisch symbiotisches Paar – in multilateraler Mission. Wo Le Drian ist, ist Maas meist auch nicht weit. Und umgekehrt. Erst bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York, dann beim 70. Geburtstag der Nato in Washington. Und nun eben beim Außenminister-Treffen in der Bretagne. Le Drian und Maas haben in der Runde der G7 Mitstreiter für die internationale Ordnung. So betont Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland, selten sei „die Demokratie derart unter Druck gewesen“ wie in diesen Zeiten. Gerade deshalb sei es wichtig, dass man jetzt zusammenstehe.

Gleichwohl versuchen die Kollegen, das Fehlen von Pompeo herunterzuspielen. Maas sagt, man habe sich in den vergangenen Tagen „sehr intensiv gesehen und auch gesprochen, insofern ist das (Fehlen von Pompeo), glaube ich, verschmerzbar.“ Aber die USA seien „gerade in diesem Format außerordentlich wichtig, sie sind auch hier vertreten“. Mit ihrem zweiten Mann in der Welt der Außenpolitik, wenn die Außenminister während ihrer Tage in Dinard auch den G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs im August in Biarritz vorbereiten. Dass diese US-Regierung den G7 die Relevanz nehmen will, zumindest aber an dem Format zweifelt, will Maas nicht bestätigen: „Ich glaube nicht, dass die Amerikaner zweifeln.“ Autosuggestion ist eben auch Teil von Politik – multilateral wie unilateral.

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