Epidemie Bad Honnefer helfen in Ebola-Region
BAD HONNEF · Ernst Specht, seine Frau Tortor und Interplast wollen Menschen in einer Ebola-Region helfen.
Lieber heute als morgen würde Tortor Sesay-Specht in den Flieger klettern und "nach Hause" fliegen. Zu Hause, das ist Kenema, die Hauptstadt der Ostprovinz von Sierra Leone. Tortor Sesay-Specht, ihr Mann Ernst Specht und Aktive von Interplast Germany, die fast schon auf gepackten Koffern saßen, um im Government Hospital von Kenema zu operieren, müssen warten: Seit März steht das Krankenhaus mit einem Einzugsgebiet von mehr als einer halben Million Menschen im Zentrum der Ebola-Epidemie.
Helfen will man trotzdem und plant eine Hilfslieferung nach Kenema. Unterstützung erfährt das Honnefer Ehepaar Specht von der Interplast-Sektion Siebengebirge: Sie ruft zu Spenden auf, um den Transport zu finanzieren.
Die vier Menschen, die im Büro des Chirurgen Michael Schidelko zusammengekommen sind, wissen um die Probleme in Ländern wie Sierra Leone. Seit gut 24 Jahren operiert Schidelko ehrenamtlich in Dritte-Welt-Ländern, seit 1995 Seite an Seite mit seiner Frau, der Ärztin Regina Julia Schidelko. Und Schidelkos Kollegin Maria Lempa gehört zum Interplast-Team, das am 1. Oktober nach Puma/Tansania fliegt.
Ein Container mit Hilfsgütern ist schon auf dem Weg. Lempa: "Wir hoffen, dass er zeitgleich mit uns ankommt." Seit Jahrzehnten unterhält die Selhofer Kirchengemeinde die Partnerschaft mit Puma. Vor gut zehn Jahren begann dort auch das Engagement von Interplast. Tausenden Patienten konnte geholfen werden, manche werden über Jahre begleitet. "Kontinuität ist sehr wichtig", sagt Lempa.
Kontinuierliche Hilfe auch in Kenema - das ist es, was sich das Ehepaar Specht wünscht. Zweimal waren Interplast-Teams schon dort. Im Mai 2013 reiste unter anderem das Ehepaar Schidelko nach Sierra Leone. Im Februar 2014, kurz vor Ausbruch der Ebola-Epidemie, ein weiteres Team. Die Cura spendete nach Auflösung des Königswinterer Krankenhauses medizinische Ausrüstung, auf Initiative von Wolfgang Nohl, Chefarzt Gynäkolgie und Geburtshilfe. Auch war ein weiterer Interplast-Einsatz in Kenema geplant.
Tortor Sesay-Specht weiß um die Hürden und verwobenen Zuständigkeiten in ihrer Heimat. "Das Krankenhaus untersteht der Verwaltung", sagt sie. Aber es seien die Häuptlinge, denen die Menschen vertrauen - und die dafür sorgen könnten, dass Hilfen nicht, wie durchaus schon geschehen, in unlauteren Kanälen versickern.
Tortor Sesay-Specht und ihr Mann, der in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war und seine Frau Ende der 1970er Jahre während des Aufenthaltes in Sierra Leone kennenlernte, führten Tausende Telefonate, reisten oft nach Kenema. "Einige dort dachten sogar, ich wolle in die Politik. Dabei will ich nur meinen Leuten helfen", erklärt Tortor Sesay-Specht.
Mit Überzeugungskraft und dem unbedingten Willen zu helfen, schuf sie verlässliche Kontakte, die auch für Interplast wichtig sind. Die Weichen für einen weiteren Hilfseinsatz waren prinzipiell gestellt, sogar eine Vereinbarung mit dem örtlichen Gesundheitsministerium auf dem Weg. Dann kam Ebola. "Wir sind total ausgehebelt", sagt Schidelko. So dürfe Interplast nicht in gefährdete Regionen fahren. Derweil nimmt die gesundheitliche Katastrophe in Kenema ihren Lauf: Im dortigen Krankenhaus, das eine Ebola-Einheit hat, fehle es am Nötigsten. Täglich kämen neue Patienten hinzu - Überlebensrate: 50 Prozent. Tortor Sesay-Specht: "Und das Traurigste ist, wenn Erwachsene sterben und die Kinder zurückbleiben."
Hinzu komme die "Versorgungskatastrophe", ergänzt Ernst Specht: Aus Angst vor Ebola blieben Lieferungen von Lebensmitteln und Hilfsgütern aus - selbst Helfer mieden die Region. Die Honnefer planen deshalb einen Hilfstransport. Ein Zuschuss über "Engagement Global", der NRW-Organisation für Entwicklungshilfe, war beantragt - dann kam eine Ausgabensperre der Staatskanzlei, so Ernst Specht. Darum hofft man nun auf Spenden. Auch medizinische Ausrüstung sei willkommen - als praktische Hilfe, aber auch als Symbol, dass die Menschen in Kenema nicht vergessen sind.
Spenden unter dem Stichwort "Transportkosten Sierra Leone" an Interplast Germany, Info: www.interplast-germany.de. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 02224/9883040 (Specht) und 02224/5501 (Schidelko).