Reaktionen auf Ebola Bonns Chefvirologe warnt vor Panikmache

BONN/REGION · In Bonn und der Region braucht niemand Angst vor Ebola zu haben. "Das Ebola-Virus ist sogar weniger übertragbar als eine Grippe", sagt Professor Christian Drosten, der Chefvirologe an der Bonner Universitätsklinik.

Eine Ansteckung mit dem Erreger sei nämlich nur im direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten möglich. Und dieser Kontakt finde in der westlichen Medizin im Gegensatz zu der in Afrika überhaupt nicht statt. "In dörflichen afrikanischen Gegenden werden todkranke Menschen bis zum Schluss von Verwandten gepflegt. Hier bei uns geht man zum Arzt." Ein Ebola-Kranker in Bonn sei "eine absolut theoretische Möglichkeit, die sehr, sehr fern liegt". Man müsse sich in der Region weder als normaler Bürger noch als Flughafen- oder Krankenhausmitarbeiter irgendwelche Sorgen über Ebola machen, betont Professor Drosten.

Und wenn doch? Für Nordrhein-Westfalen halte die Universitätsklinik Düsseldorf ein spezielles Isolations- und Behandlungszentrum vor. Ebola-Patienten in ganz NRW würden also in Düsseldorf landen. "Aber es muss natürlich vor Ort erst einmal eine Diagnose gestellt werden", so Professor Drosten. Ein Ebola-Patient sehe in der Frühphase von den Symptomen her genauso aus wie ein schwerer Malaria-Patient.

In der Bonner Uniklinik sei man imstande, diese Infektion aber zweifelsfrei nachzuweisen. "Da gibt es also keinen Graubereich." Der Arzt informiere sich, wie lang es her sei, dass der Betroffene in Westafrika gewesen ist. Das Leitsymptom wäre dann vorliegendes Fieber. "Und wenn das alles denkbar wäre, wenn also ein klinischer Verdacht besteht, dann können wir in ganz kurzer Zeit im Institut für Virologie nachweisen, ob der Patient wirklich eine Ebola-Infektion hat."

Parallel würde man das nationale Referenzzentrum für importierte Viruserkrankungen in Hamburg einschalten, das eine weitere Blutprobe untersuchen würde. Erst wenn sich ein solcher Verdacht bestätige, dann würde man einen solchen Patienten unter entsprechenden Isolationsmaßnahmen nach Düsseldorf verlegen. Das nächste Behandlungszentrum wäre dann die Uniklinik in Frankfurt. "Wir sind also sehr nah an zwei der besten Zentren dran."

Jede Anfangsbehandlung, die Aufnahme ins Krankenhaus, das Sicherstellen guter medizinischer Versorgung, alles das wäre aber auch ohne eine nennenswerte Infektionsgefahr im Uniklinikum möglich, so Drosten. Man könne auch hier Patienten unter Isolationsbedingungen unter entsprechender Sicherheit behandeln. Eine offene Tuberkulose, die an jedem entsprechenden Krankenhaus behandelt werden könne, sei infektiöser als das Ebola-Virus.

Das Presseamt der Stadt Bonn bestätigt, dass in der Bundesstadt sämtliche Schutzvorkehrungen für mögliche Fälle zur Verfügung stünden. "Es können im Ernstfall sofort spezielle Isolierschutzfahrzeuge aus Köln angefordert werden", sagt Sprecherin Elke Palm. Die würden auch direkt den Flughafen Köln/Bonn anfahren und Verdachtsfälle sofort nach Düsseldorf transportieren.

Auch im Kreis Neuwied wäre man auf einen Ebola-Fall vorbereitet. "Seit 2004 haben wir einen Infektionsalarmplan, der ständig aktualisiert wird", so Kreispressesprecher Jürgen Opgenoorth. Dieser stelle sicher, dass eine ständige Rufbereitschaft gesichert sei und Rettungsdienste, Krankenhäuser und Gesundheitsämter bestens vernetzt seien. Auch gebe es Alarmierungsregeln, die genau festlegten, wer wann wie informiert werden muss. Die notwendige Schutzkleidung sei vorrätig, einen Wagen für den Transport eines Patienten gebe es in Rheinland-Pfalz allerdings nicht. "Aber es gibt einen Kooperationsvertrag mit dem Saarland und Hessen", so Opgenoorth. Und die Berufsfeuerwehr Frankfurt verfüge über ein solches Fahrzeug, "das wir dann anfordern könnten". In der Sonderisolierstation der Universitätsklinik Frankfurt würde dann die intensivmedizinische Versorgung eines Patienten erfolgen.

In Vorbereitung auf einen möglichen Ebola-Verdachtsfall wurden bereits vor Wochen entsprechende Informationen vom Gesundheitsministerium in Mainz und dem Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Ahrweiler an die Akutkrankenhäuser, die Polizeiinspektionen, den Rettungsdienst und die ärztlichen Bereitschaftsdienstzentralen im Kreis Ahrweiler übermittelt. Dazu gehören, so das Ahrweiler Kreishaus, auch die Diagnosekriterien einer Ebola-Erkrankung und Empfehlungen zu Schutzmaßnahmen. Wie aus dem Kreis Neuwied würden auch aus dem Kreis Ahrweiler Patienten abgeholt und nach Frankfurt gebracht.

Einen entsprechenden Quarantänewagen für den Transport besitzt auch der Rhein-Sieg-Kreis nicht. "Den haben wir in Köln und müssten ihn bei einem klinischen Verdachtsfall dort anfordern", sagte Bernd Ehrich. Der Patient werde dann in Schutzkleidung nach Düsseldorf ins Behandlungszentrum gebracht. Für die Einordnung eines Verdachtsfalls gebe es klare Ablaufpläne. Geklärt werde die Symptomatik, und ob die Person Kontakt mit Erkrankten oder Tieren in den betreffenden Gebieten gehabt habe. Sollte es zudem Kontaktpersonen im Rhein-Sieg-Kreis geben, werden sie laut Ehrich vom Gesundheitsamt ermittelt, entsprechend informiert und sensibilisiert.

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