International Bundesregierung will schnelles Steuerabkommen mit Panama

Berlin/Panama-Stadt · Seit der Veröffentlichung von Unterlagen über Briefkastenfirmen steht Panama weltweit am Pranger. Mit Abkommen zum Informationsaustausch will das mittelamerikanische Land raus aus der Schmuddelecke. Die Bundesregierung möchte das Abkommen zügig abschließen.

 Blick auf die Skyline von Panama-Stadt.

Blick auf die Skyline von Panama-Stadt.

Foto: Alejandro Bolivar/Archiv

Nach den Enthüllungen der "Panama Papers" über Tausende Briefkastenfirmen will das mittelamerikanische Land mit dem deutschen Fiskus zusammenarbeiten.

Die Verhandlungen über einen beidseitigen Austausch von Steuerinformationen sollten zügig wieder aufgenommen werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Ziel sei, das Abkommen bis zum Staatsbesuch von Präsident Juan Carlos Varela in Berlin im Oktober abzuschließen.

"Das ist ein wichtiger Schritt auf Panamas Weg, Defizite zu beseitigen", sagte Seibert. Panama steht weltweit in der Kritik, nachdem Praktiken zur Steuervermeidung mittels Briefkastenfirmen in den "Panama Papers" enthüllt worden waren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Varela hatten am Donnerstag telefoniert.

Ein beidseitiges Steuerinformationsabkommen habe bereits vor drei Jahren ausformuliert vorgelegen, hieß es in Berlin. Einen Abschluss gab es bislang aber nicht. Das Abkommen sei der erste Schritt auf dem Weg Panamas zu einem automatischen Informationsaustausch, der international bereits vereinbart sei.

Nach einjähriger Recherche hatten Anfang April Medien aus aller Welt über gut 200 000 von der Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Für den mittelamerikanischen Staat waren die "Panama Papers" ein harter Schlag, brachten sie doch eine der wichtigsten Branchen des Landes in Misskredit.

Merkel erkenne an, dass die Berichte nicht angemessen widergäben, wofür Panama als prosperierendes Land heute stehe, sagte Varela. Zudem habe die Kanzlerin die Bemühungen der panamaischen Regierung um mehr Transparenz gewürdigt.

Am Donnerstag einigte sich Panama zudem mit Kolumbien auf den Austausch von Steuerdaten. Mit den USA hat Panama schon einen solchen Vertrag geschlossen. Verhandlungen laufen mit Frankreich und Japan.

In den vergangenen Jahren hatte das Land versucht, seinen Ruf als Steueroase loszuwerden und sich als seriöser Finanzplatz zu positionieren. So erließ die Regierung eine Reihe neuer Richtlinien für Banken, Versicherungen, Immobilienfirmen sowie Wertpapier- und Edelsteinbörsen.

Im Februar strich der OECD-Arbeitskreis für Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung (Gafi) Panama von der grauen Liste. Darauf werden Staaten geführt, die beim internationalen Austausch von Finanz- und Steuerinformationen hinterherhinken. Nach der Veröffentlichung der "Panama Papers" bescheinigte die OECD dem Land allerdings erneut, internationale Standards für Steuertransparenz zu missachten.

Das angestrebte Abkommen zum Datenaustausch mit Deutschland soll den Gemeinsamen Berichtstandards (CRS) der Industrieländerorganisation OECD entsprechen. Anders als von der OECD angestrebt, setzt Panama auf den Abschluss bilateraler Abkommen. Beim automatischen multilateralen Datenaustausch könnten Informationen in die falschen Hände geraten, argumentiert die Regierung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Kosten über Sicherheit
Kommentar zum Einsturz der Brücke in Baltimore Kosten über Sicherheit
Zum Thema
Aus dem Ressort