Düstere Prognosen Das sind die Ergebnisse des Weltklimarats-Berichts

Genf · Der Klimawandel bedroht Hunderte Millionen Menschen. Küsten und Gebirge erweisen sich als besondere Gefahrenzonen. Der Weltklimarat zeichnet ein trostloses Bild der Zukunft.

 Das Schmelzen der Eismassen weltweit ist ein besonders großes Problem.

Das Schmelzen der Eismassen weltweit ist ein besonders großes Problem.

Foto: dpa/Ulf Mauder

Es sind düstere Prognosen, die der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) präsentiert: Der Klimawandel und seine verheerenden Folgen könnten laut den Voraussagen der Experten zu einer lebensgefährlichen Bedrohung für Hunderte Millionen Menschen werden. Selbst wenn die Staatengemeinschaft den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase scharf reduziere, würden die Konsequenzen der Erderwärmung "für Menschen und ihre Lebensgrundlagen herausfordernd sein", warnte der Vorsitzende des Weltklimarates, Hoesung Lee.

Das Expertengremium präsentierte am Mittwoch einen neuen Sonderbericht zu Meeren und Dauerfrostgebieten im Zeitalter der Erderwärmung. Darin beschreiben die Fachleute das beschleunigte Schmelzen der Eismassen und einen nahezu unausweichlichen Anstieg des Meeresspiegels. "Die offene See, die Arktis, die Antarktis und das Hochgebirge dürften für viele Menschen sehr weit weg sein", betonte der Südkoreaner. "Aber wir sind von ihnen abhängig", ergänzte er. Nach Einschätzung der Umweltorganisation Germanwatch kommt der IPCC in seinem Sonderbericht "zu einer noch dramatischeren Einschätzung zu Ozeanen und Eismassenverlust" als in seinem jüngsten Sachstandsbericht von 2013.

Konkret heißt es beim Weltklimarat, dass Gletscher in Europa und anderen Regionen bis zum Jahr 2100 gemäß Szenarien mit hohen Emissionen mehr als vier Fünftel ihrer Eismassen verlieren würden. Auch andere Schneefelder, Eis und Permafrost in Gebirgsregionen tauen immer mehr auf. Die Folge: Erdrutsche, Lawinen, Steinschläge und Überschwemmungen. In hoch gelegenen Risikozonen leben heute 670 Millionen Menschen, vier Millionen Kinder, Frauen und Männer sind in der arktischen Region beheimatet. Sie und die zukünftigen Bewohner dieser Gebiete werden Leidtragende des Klimawandels sein - viele von ihnen sind es schon.

Ebenso droht bis zum Ende des Jahrhunderts der Meeresspiegel um 60 bis 110 Zentimeter zu steigen, falls der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weiter stark zunimmt. Selbst wenn die Menschheit es schafft, die Emission der Gase massiv zu drosseln, könnte der Meeresspiegel um 30 bis 60 Zentimeter anschwellen.

Die Gründe für die Ausweitung des Meeresvolumens liegen auf der Hand: Das Schmelzen der Eismassen und ihr Abfluss und die Erwärmung des Wassers. Ein steigender Meeresspiegel vermehrt Stürme, Riesenwellen und andere extreme Erscheinungen. Extremsituationen, die früher einmal pro Jahrhundert zu verzeichnen gewesen seien, könnten bei zunehmenden Temperaturen ab der Jahrhundertmitte in vielen Regionen einmal pro Jahr registriert werden.

Besonders hart wird es die Menschen in den Küstenregionen treffen. Derzeit leben rund 680 Millionen Menschen in niedrigen Gebieten am Meer. Auf kleinen Inseln haben weitere Dutzend Millionen Menschen ihr Zuhause - noch. Einige Inseln "werden wahrscheinlich unbewohnbar werden", so die Forscher.

Die Bundesregierung bezeichnete den IPCC-Sonderbericht als Handlungsaufruf zu entschiedenem Klimaschutz. Der Report zeige "eindringlich, was passieren würde, wenn die Staatengemeinschaft das Pariser Klimaschutzabkommen nicht umsetzt", sagte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) betonte, Forschung und Innovationen könnten dazu beitragen, im Umgang mit der Erderwärmung mehr Handlungsspielräume zu schaffen.

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