Extra Das Wichtigste zum Konklave

Rom · Am Dienstag beginnt das Konklave zur Wahl des Nachfolgers Benedikts XVI. in der Sixtinischen Kapelle. In der Apostolischen Konstitution Universi Dominici Gregis von 1996 aktualisierte Johannes Paul II. die Regeln. Wir fassen die wichtigsten Informationen noch einmal zusammen.

Messe: Am Dienstag um 10 Uhr feiern die Kardinäle im Petersdom die Messe pro eligendo pontefice, eine Eucharistiefeier anlässlich der Wahl des Papstes. Der Gottesdienst ist öffentlich. Kardinaldekan Angelo Sodano wird der Messe vorstehen. Da er bereits 85 Jahre alt und deshalb nicht mehr wahlberechtigt ist, zieht Sodano nicht mit in die Sixtinische Kapelle ein. Dort wird ihn Kardinal Giovanni Battista Re (79) als Wahlleiter vertreten, der in der Rangfolge der Kardinäle auf Sodano folgt.

Heiliger Geist: Nach einer Mittagspause beginnt um 16.30 Uhr die Prozession in die Sixtinische Kapelle. Von der Capella Paolina im Apostolischen Palast über die Sala Regia geht es langsam in die Capella Sistina. An der Spitze trägt ein Ministrant ein Kreuz, auf ihn folgen Chorsänger, dann die Kardinäle. Der Zug singt das Lied "Veni Creator Spiritus" (Komm Schöpfer Geist). Der Heilige Geist wird beschworen, damit er die Kardinäle bei der Wahl inspiriert. "Gott hat schon gewählt", behaupten die beiden "papabili" Marc Ouellet und Christoph Schönborn.

Extra Omnes! "Alle hinaus!", heißt es dann gegen 16.40 Uhr. Alle müssen die Sixtinische Kapelle verlassen, abgesehen von den 115 wahlberechtigten Kardinälen, einem Zeremonienmeister und dem maltesischen Kardinal Prospero Grech (87). Er wurde für die übliche Besinnungs-Rede ausgewählt und verlässt nach Verrichtung dieser Aufgabe mit dem Zeremonienmeister ebenfalls den Raum. Per Los werden drei Wahlprüfer bestimmt. Die Kardinäle leisten einen Eid, sie beten und meditieren gemeinsam. "Es ist in erster Linie ein spiritueller Akt", behaupten einige, die schon beim Konklave 2005 dabei waren.

Geheimhaltung: Der Verstoß gegen die absolute Geheimhaltung im Konklave wird mit automatischer Exkommunikation geahndet. Techniker haben die Kapelle in den vergangenen Tagen auf Wanzen durchsucht und einen Störsender zur Verhinderung jeglicher Art von Telekommunikation versteckt.

Wahlgänge: Ab dem zweiten Tag des Konklaves finden vier Wahlgänge pro Tag statt, zwei vormittags ab 9.30 Uhr und zwei am Nachmittag zwischen 16 und 19 Uhr. Jeder Kardinal bekommt einen Stimmzettel, auf dem er mit verstellter Schrift seinen Kandidaten notieren soll. Außerdem werden Din-A-4-Blätter verteilt, auf dem jeder per Strichliste die Stimmen der Kandidaten verzeichnen kann. Zur Wahl des Papstes ist eine 2/3-Mehrheit notwendig, also 77 Stimmen. Der erste und einzige Wahlgang am ersten Tag gilt traditionell als wenig aussagekräftig, viele Stimmen werden aus Höflichkeit vergeben. "Wir wissen überhaupt nichts", sagt Kardinal Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon. "Letztes Mal gab es mit Ratzinger einen herausragenden Kandidaten. Diesmal müssen wir unter vielen wählen."

Jüngstes Gericht: Nacheinander legen die Kardinäle ihren Stimmzettel in eine Urne auf dem Altar vor Michelangelos Fresko "Das jüngste Gericht". Sie schwören per Eid, denjenigen gewählt zu haben, "der nach Gottes Willen gewählt werden sollte". Zum 25. Mal findet das Konklave im Angesicht des berühmten Michelangelo-Freskos in der zwischen 1475 und 1483 unter Sixtus IV. errichteten Kapelle statt. Für die meisten Kardinäle ist es das erste Konklave. Das letzte Konklave außerhalb Roms fand im Jahr 1800 in Venedig statt.

Öfen: Die Stimmzettel werden nach jedem Wahlgang auf eine Schnur gefädelt. Ist ein Papst gewählt, werden sie sofort im gusseisernen Ofen am Fußende der Kapelle verbrannt. Ein zweiter Ofen kam erstmals 2005 zum Einsatz, um die Färbung des Rauchs eindeutiger zu machen. In ihm werden zeitgleich Substanzen abgebrannt, die den Rauch schwarz oder im Fall der erfolgreichen Wahl weiß färben. Regelmäßig werden die Stimmzettel nach jeweils zwei Wahlgängen, gegen 12 Uhr oder gegen 19 Uhr, verbrannt. Das bedeutet ab dem zweiten Konklave-Tag: Wenn bereits am Vormittag gegen 10.30 Uhr oder abends gegen 17.30 wie auch immer gefärbter Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, ist ein Papst gewählt.

Dauer: Kein Konklave im 20. Jahrhundert dauerte länger als fünf Tage. Nach dem dritten Tag sieht die Konklave-Ordnung eine eintägige Beratungs-Pause vor. Wahrscheinlich ist also bis spätestens Samstag mit der Wahl eines neuen Pontifex zu rechnen. Protodiakon Jean-Louis Pierre Tauran wird dann auf die Loggia des Petersdoms treten und verkünden: "Habemus Papam!" mmj

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