Malia und Sasha Obama Die "First Teenager" der USA

WASHINGTON · Als Kinder sind sie ins Weiße Haus gezogen. Als junge Frauen werden Malia und Sasha Obama es verlassen. Was geschieht aber, wenn Malia, die so groß gewachsen ist wie ihre 1,80 Meter messende Mutter, ihr erstes "Date" über Nacht mit nach Hause nehmen will?

 Ein Stück öffentliches Privatleben: US-Präsident Barack Obama, seine Frau Michelle und ihre beiden Töchter Malia (links) und Sasha sehen im Weißen Haus in Washington zusammen fern.

Ein Stück öffentliches Privatleben: US-Präsident Barack Obama, seine Frau Michelle und ihre beiden Töchter Malia (links) und Sasha sehen im Weißen Haus in Washington zusammen fern.

Foto: dpa

Malia darf ihr Handy nur am Wochenende zum simsen einschalten. Sashas Computer ist wochentags nur für Hausarbeiten zugelassen. Beide müssen zwei Sportarten treiben. Eine, die ihnen liegt. Die andere sucht Mama aus. "Damit sie lernen, dass man sich anstrengen muss, wenn man sich verbessern will."

Sind die Mädchen mit der Schule auf Reisen, haben sie jeden Abend Tagesberichte zu verfassen, auch wenn die Lehrer das gar nicht verlangen. Wer sein Gemüse beim Familien-Abendessen um halb sieben verschmäht, kann sich das Betteln um den Schokoladen-Keks danach gleich sparen.

Ach ja, Facebook ist verboten. Und Wäschewaschen lernen müssen sie auch. Mit anderen Worten: Man kann wirklich nicht sagen, dass Michelle (48) und Barack Obama (51) ihre Kinder an der allzu langen Leine laufen lassen.

Vor allem die Mutter, deren Selbstdisziplin nicht nur an den straffen Oberarmen abzulesen ist, trifft jeden Tag Vorsorge, damit die "ersten Töchter" der Nation abseits von Dienstreisen mit "Air Force 1" nicht abheben.

Mit 14- und Elfjährigen funktioniert das womöglich. Aber auch in der vollen Pubertät? In der Zeit, in der Teenager von Natur aus Grenzen testen und sprengen? Mit Beginn der zweiten Amtszeit Ende Januar steht der "First Family" ein Rollenwechsel ins Haus, der US-Medien schon jetzt zu fürsorglich besorgten Überlegungen veranlasst.

Was geschieht etwa, wenn Malia, die so groß gewachsen ist wie ihre 1,80 Meter messende Mutter, ihr erstes "Date" über Nacht mit nach Hause nehmen will? Hat das Weiße Haus einen Partykeller - und wenn ja, darf dort Alkohol ausgeschenkt werden?

Was, wenn eines der Mädchen das 24 Stunden lang von den wachen Augen des Secret Service abgeschirmte Zweisiedler-Dasein in den Dienstkinderzimmern an der Pennsylvania Avenue über haben und ausbüxen sollte?

Michelle Obama hat einem Online-Dienst eröffnet, dass sie ihre Töchter oft dafür sensibilisiert, dass im Zeitalter von Internet und Handy-Kameras "ein kleiner Augenblick ausreicht, um dein Leben zu prägen". Jenna und Barbara Bush, die Töchter von Obamas Vorgänger George W. Bush, werden noch heute an eine bei Licht betrachtet harmlose Posse erinnert.

2001 sorgten die seinerzeit noch Minderjährigen wochenlang für Schlagzeilen, als sie in einer Kneipe im texanischen Austin bei einem Tequila-Margherita-Gelage erwischt wurden. Jenna Bush hatte sich den Alkohol mit falschen Ausweisen erschlichen. Die Bush-Töchter kamen vor Gericht. Hyperventilierende Fernsehmoderatoren machten tagelang auf Betroffenheit und riefen nach erzieherischen Maßnahmen.

Wer im Weißen Haus lebt - ob Kind, Erwachsener oder Familienhund -, an den werden andere Maßstäbe angelegt. Barack Obama hat seine Mädchen schon 2009 in einem offenen Brief im "Parade Magazin" daran erinnert, dass sie "Vorbilder für alle amerikanischen Kinder sind".

Bisher werden die Mädchen der Aufgabe mehr als gerecht. "New York Times"-Autorin Jodi Kantor, kundigste Biografin der weiblichen Hälfte der Präsidentenfamilie, vermerkte unlängst, dass es in vier Jahren nicht einen einzigen Fettnapf gegeben habe, in den Malia oder Sasha öffentlich getreten seien.

Was zum einen daran liegt, dass die Obamas ihren Nachwuchs nur sehr dosiert vorzeigen und im Umgang mit der Presse strikte Regeln durchgesetzt haben: keine Interviews ohne Mama und Papa, keine Fotos, wenn Mama und Papa nicht dabei sind. Und alle halten sich dran.

Als vor drei Wochen morgens vor der exquisiten Privatschule Sidwell an der Wisconsin Avenue in Washington die typischen schwarzen Suburban-Autos des Secret Service anhielten, um die Mädchen zum Unterricht zu bringen, ließ ein auf der anderen Straßenseite im Auto wartender Paparazzo die Kamera erkennbar unschlüssig in der Tasche.

Solange die genehmigten Fotos, wie die innige Einigkeit demonstrierenden Bilder aus der Wahlnacht in Chicago, reichlich Abdruck finden, muss das kein Nachteil sein. Lange hat man Barack Obama nicht so beseelt und ganz bei sich gesehen wie in dem Moment, als er seine drei Frauen fest in den Armen hielt.

Der Präsident ahnt die Vergänglichkeit. Der Interview-Legende Charlie Rose gestand er im Sommer, dass ihn schon manchmal die Angst vor dem "Leeren-Nest-Syndrom" packe. Dem Moment, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Die Zeit bis dahin vergehe schließlich wie im Flug. Aber jetzt ist erst mal Pubertät...

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