Kommentar zu Donald Trump Ein Amt, ein Deal

Meinung | Berlin · Donald Trump schert sich nicht um politische Allianzen und vertraute Bündnisse. Regeln und Konventionen sind für ihn dazu da, mit ihnen zu brechen. Ein Kommentar von Holger Möhle.

Der designierte US-Präsident Donald Trump.

Der designierte US-Präsident Donald Trump.

Foto: dpa

Donald Trump bleibt Donald Trump. Politisch unkorrekt, provokativ, auch ignorant, plump, geradeaus, unverstellt und vor allem: unberechenbar. Was in der Kiste, die dieser 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika mit ins Weiße Haus bringt, wirklich drin ist, kann die Welt überraschen, ja verändern. Den Inhalt kennt vermutlich nicht einmal Trump selbst, weil er über Weltpolitik redet, als befinde er sich in einer sehr großen Experimentierstube.

Trump ist unter anderem gewählt worden, weil er, der selbst Teil des Establishments ist, nicht redet und handelt wie die politisch Etablierten in Washington D.C. Mit ihm kommt ein Nicht-Politiker in das mächtigste politische Amt auf diesem Globus. Er schert sich nicht um politische Allianzen und vertraute Bündnisse wie etwa die Nato oder gar die Europäische Union. Er denkt, wenn er über Politik redet, in „Deals“, wie er es jahrzehntelang in seinen Geschäften gemacht hat. Regeln und Konventionen sind für ihn dazu da, mit ihnen zu brechen.

Kurz vor seiner Amtseinführung hat er die Europäer via Interview jetzt noch einmal wissen lassen, dass sie sich künftig erst einmal selbst um die Probleme auf ihrem eigenen Hof kümmern sollen. Die Nato veraltet, die EU erodiert. Weitere Staaten würden nach Großbritannien die EU noch verlassen. Was soll's? Amerika zuerst. Strafzölle gegen deutsche Autobauer, die die Unverfrorenheit besitzen, Autos in Mexiko und nicht in den USA zu produzieren, passen in den Trump'schen Instrumentenkasten.

Für Deutschland und Europa wird das Leben in einer Welt, in der sich alte Ordnungen teilweise auflösen, komplizierter werden. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel den neuen US-Präsidenten vermutlich noch vor den gesetzten Treffen im Rahmen von G7- und G20-Gipfeln bilateral kennenlernt, kann sie nur versuchen, Trump nahezubringen, dass beide, die USA und Europa, etwas davon haben, wenn sie in zentralen Fragen weiter gemeinsam agieren. Mehr Sicherheit, mehr Freiheit, mehr Handel, mehr Einfluss auf der politischen Weltbühne. Merkel hat aber auch eine mögliche Phase der transatlantischen Entfremdung schon durchgespielt, wenn sie sagt: „Wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand.“

Trump ist zu sehr Selfmademan, als dass er bereit wäre, sich diplomatischen Gepflogenheiten und politischen Regeln zu unterwerfen. Sein Aufschlag in Europa per Interview und die Art und Weise, wie er die Welt in Schwarz und Weiß einteilt, lässt ahnen, dass er zumindest die Vorstellung hat, sich durch dieses Amt und den Apparat dahinter nicht verändern zu lassen. Vielleicht aber entzaubert dieses Amt den Zauberlehrling, weil dieser erkennen muss, dass die Welt kompliziert und vernetzt ist und sich ein Staat nicht wie ein Unternehmen regieren lässt. "No Deal" wäre dann auch eine Botschaft nach vier Jahren Trump, wenn er denn durchhält.

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