Heimatmuseum "Ein Dorf im Krieg - Rheinbreitbach 1914 bis 1918"

RHEINBREITBACH · Jakob Schulten fiel am 16. September 1914 "im Kampf fürs Vaterland". Er war der erste Kriegstote des Ersten Weltkriegs aus Rheinbreitbach. Im Heimatmuseum eröffnete jetzt Heimatvereinsvorsitzender Dankward Heinrich die Ausstellung "Ein Dorf im Krieg - Rheinbreitbach 1914 bis 1918".

Entstanden ist ein interessanter Einblick in das Leben und Leiden der Menschen im Dorf. 50 Gefallene sollte der Ort am Ende dieser Tragödie verzeichnen. Nicht zu vergessen jene Männer, die körperlich und seelisch versehrt aus diesem Krieg heimkehrten. Thomas Napp, stellvertretender Archivar des Vereins, führte in die Schau ein und dankte allen, die nach einem Presseaufruf Gegenstände und Utensilien zur Verfügung stellten.

Nach der Idee, diesem Zeitraum eine Ausstellung zu widmen, war schnell klar, dass das eigene Archiv nur sehr wenig an Quellenmaterial zu bieten hat. Fündig wurden die Heimatforscher in den Bänden der Honnefer Volkszeitung, die im GA-Archiv lagern, sowie im Archiv der Verbandsgemeinde Unkel und im Landeshauptarchiv Koblenz. Die gesammelten Informationen wurden geordnet und sind nun auf zwanzig Tafeln als "Blitzlichter der Regionalgeschichte" zu sehen.

Hinzu kommen Leihgaben wie die preußische Uniform des Regiments 69 aus blauem Stoff, rot abgesetzt und mit der Ziffer "69" auf den Schulterklappen. "Eine ältere Dame aus Heimbach-Weis hat uns diese original preußische Infanteriejacke ihres Vaters überlassen", so Napp.

"Sie wurde während des Krieges noch als Ausgehuniform getragen." Auch der Rheinbreitbacher Matthias Schatterjan diente in diesem Regiment. Gezeigt werden eine Pickelhaube mit Knauf, Feldflasche, Koppel und Meldetasche, Soldbücher und mehrere Orden. Gleich eine ganze Geschichte rankt sich um den Gardesäbel von Leo Biesenbach, den sein Sohn Guus dem Heimatverein vermachte. Leo, geboren am

14. Februar 1895 in Rheinbreitbach, war der Sohn des Unkeler Bürgermeisters und Reichstagsabgeordneten Gustav Biesenbach. Als Primaner des Königlichen Progymnasiums Linz meldete sich der 19-Jährige freiwillig. Bis zum Ende des Krieges war er im Einsatz, nur unterbrochen von der Notreifeprüfung im Juli 1915 in Linz.

Dicht drängten sich die Besucher, studierten Totenzettel und Schrifttafeln, hörten Tonaufnahmen von Reden. Anneliese Schmitz: "Es ist interessant und erschütternd. Ich habe Gänsehaut. Mein Großvater Josef Doll war im Ersten und im Zweiten Weltkrieg."

Die Heimatfront Rheinbreitbach

Besonders die Zeitungsmeldungen geben einen Überblick über das Leben an der Heimatfront. Da ist auch die Traueranzeige der Familie Schulten 1918 für beide Söhne zu sehen: für Jakob Schulten, den ersten Rheinbreitbacher Kriegstoten, und seinen Bruder Gustav, der kurz vor Kriegsende fiel.

Am 2. August 1914 tagte die Weyermannsche Stiftung zur Unterstützung der Armen in Rheinbreitbach. Am 19. November 1914 wurde Dichter Johannes Herzog das Eiserne Kreuz verliehen. Herzog stellte dem Roten Kreuz die erste Etage der Oberen Burg für die Pflege der Verwundeten zur Verfügung. Am 19. November 1918 wurde er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Rheinbreitbach; seine Burg diente der Bürgerwehr als Wachlokal.

Per Kaiserlicher Verordnung wurde 1917 das Abschießen von Tauben verboten, um die Militärbrieftauben zu schützen. Untersagt wurde ebenso das Schießen in der Nähe von Bahnschienen, über die pausenlos Truppentransporte rollten. Tote durften nur in Pappmaschee-Hemden beerdigt werden; ihre gute Kleidung war für die Lebenden bestimmt.

Die Honnefer Volkszeitung (HVZ) meldete, dass Baumaterialien für eine Elektrische Bahn von Linz nach Honnef in Unkel und Erpel lagerten. Der Krieg verhinderte den Bau dieser für Rheinbreitbach wichtigen Verkehrsverbindung.

Info

Die Ausstellung läuft bis zum 23. November. Nächster Öffnungstag: Sonntag, 10. August, 14.30 bis 17.30 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort