Kommentar zum Krieg in Syrien Eine neue Phase

Meinung | Istanbul · Ein Ende des Syrien-Krieges nach der militärischen Niederlage des Islamischen Staates ist aktuell nicht in Sicht. Über die Stimmung zwischen den Regional- und Großmächten hat sich unsere Korrespondentin Susanne Güsten ihre Gedanken gemacht.

Wer gedacht haben sollte, der Krieg in Syrien gehe nach der militärischen Niederlage des Islamischen Staates zu Ende, der hat sich getäuscht. Länder und Milizen, die bisher gemeinsam gegen den IS gekämpft haben, machen sich jetzt gegenseitig Einfluss, Territorium und Ressourcen in dem Bürgerkriegsland streitig. Der US-Luftangriff auf pro-syrische Truppen in der ölreichen Gegend östlich des Euphrat bei Deir al-Zor ist ein Beispiel dafür, die türkisch-amerikanischen Spannungen im Norden des Landes ein anderes. Auch nach bald sieben Jahren Krieg in Syrien kann das zerstörte Land vorerst nicht auf Frieden hoffen.

Das ist zuallererst eine Katastrophe für die Syrer selbst, die schon so viel durchgemacht haben. Gleichzeitig ist die Entwicklung hochgefährlich für die ganze Region. Wenn sich schon Nato-Partner wie die USA und die Türkei nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können, wie soll das erst bei regional- und weltpolitischen Rivalen wie USA und Russland oder USA und Iran funktionieren?

Spätestens mit dem Beginn der jüngsten türkischen Militärintervention gegen die Kurdenmiliz YPG im Nordwesten und mit der Ankündigung der USA, dauerhaft in Syrien präsent bleiben und eine 30.000 Mann starke Schutztruppe aufbauen zu wollen, sind die Grundlagen für einen neuen Dauerkonflikt gelegt worden. Die gegensätzlichen Interessen der Regional- und Großmächte könnten zu einer Aufteilung Syriens führen, mit einem Kurdenstaat im Norden, einem von Präsident Bashar al-Assad regierten und von Russland beschützten Rumpfstaat im Westen und einem amerikanischen Protektorat im Osten. Eines scheint sicher zu sein: Friedlich wird all das nicht ablaufen.

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