Anschläge in der Türkei Erdogan: Terrorgruppen von ungenannten Mächten gelenkt

Istanbul · Ein Anschlag nach dem nächsten erschüttert die Türkei, zuletzt traf es die Küstenmetropole Izmir. Die Regierung macht für diese Bluttat die PKK verantwortlich. Der AKP-Abgeordnete Yeneroglu wirft deutschen Sicherheitsbehörden vor, PKK-Propaganda zu dulden - mitten in Berlin.

Angesichts der verheerenden Serie von Anschlägen in der Türkei sieht Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ungenannte Mächte hinter den im Land operierenden Terrorgruppen. "Jemand ernährt, bewaffnet, stärkt und lenkt gezielt diese Organisationen und lässt sie auf die Türkei los."

Die Kräfte hinter den Terroristen hätten nicht den Mut, der Türkei offen gegenüberzutreten. Stattdessen glaubten sie, "versuchen zu können, uns mit Terrororganisationen zur Strecke zu bringen". Um wen es sich dabei handeln könnte, sagte Erdogan nicht.

Justizminister Bekir Bozdag machte am Freitag die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK für den Terrorangriff im westtürkischen Izmir mit mindestens vier Toten am Vortag verantwortlich. Hinsichtlich der Verantwortlichen gebe es "keinen Zweifel", sagte Bozdag in Izmir. "Alle Erkenntnisse, die wir bisher erlangt haben, deuten darauf hin, dass die separatistische Terrororganisation PKK den Auftrag zur Durchführung des Anschlags gegeben hat." Im Zusammenhang mit dem Anschlag seien 18 Verdächtige festgenommen worden.

Bei einer Operation gegen die PKK in der südosttürkischen Provinz Sirnak wurden am Freitag zwei Soldaten getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Vier weitere Soldaten seien verletzt worden. Die Operation dauere an.

Justizminister Bozdag beklagte, Terrororganisation in der Türkei "arbeiten geradezu in Schichten". Erst in der Silvesternacht hatte ein Terrorist in einem Club in Istanbul 39 Menschen getötet. Die Verantwortung für diese Tat reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich. Der Angreifer ist weiterhin nicht gefasst.

In Izmir waren bei einem Autobombenanschlag und einem Feuergefecht vor dem Justizgebäude ein Polizist und ein Gerichtsmitarbeiter getötet worden. Außerdem kamen zwei Angreifer ums Leben. Bozdag sagte: "Die Identität der Terroristen, die den Anschlag verübt haben, wurde festgestellt, aber vorerst machen wir keine Angaben zur Identität." Sieben Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt.

Der Abgeordnete Mustafa Yeneroglu von der türkischen Regierungspartei AKP warf deutschen Sicherheitsbehörden am Freitag vor, PKK-Propaganda an der Technischen Universität (TU) Berlin zu dulden. "Ableger der Terrororganisation PKK betreiben Propaganda und rekrutieren an der staatlichen TU Berlin", sagte der Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses. "Der Bundesjustiz- und der Bundesinnenminister sind aufgefordert, diesem Treiben unverzüglich ein Ende zu setzen." Der wiederholt bekundeten deutschen Solidarität im Kampf gegen den Terror müssten "endlich auch Taten folgen".

Yeneroglu verbreitete über Twitter Fotos von Einladungen zu einer Veranstaltungsreihe an der TU, zu der unter anderem der Asta der TU und der "Verband der Studierenden aus Kurdistan" (YXK) einladen. Die YXK wird vom Verfassungsschutz als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK eingestuft. Die Universität erklärte dazu: "Die TU Berlin geht selbstverständlich davon aus, dass der AStA der TU Berlin als Veranstalter mit dem Thema und der Veranstaltungsreihe verantwortungsbewusst umgeht." Dem Asta geht es nach eigenen Angaben um die Förderung der politischen Meinungsbildung.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte der Türkei nach dem Anschlag von Izmir Unterstützung zugesagt. Steinmeier teilte mit: "Deutschland steht im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite der Türkei, völlig gleichgültig, ob dieser islamistisch, ethnisch oder ideologisch motiviert ist."

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