Das sagen sein Vater und Anwälte „Es geht hier nicht mehr um Julian Assange“

Paris · Nach dem französischen Staranwalt Eric Dupond-Moretti geht es im Fall Julian Assange um nicht weniger als die Verteidigung der Pressefreiheit auf der ganzen Welt. GA-Korrespondent Knut Krohn berichtet aus Paris.

 In der Mitte: John Shipton, Vater des WikiLeaks-Gründers.

In der Mitte: John Shipton, Vater des WikiLeaks-Gründers.

Foto: AP/Francois Mori

Geduldig hört sich der Vater von Julian Assange die komplizierten Ausführungen der Verteidiger an. Immer wieder betonen die Juristen, dass sein Sohn ein Kämpfer für die Pressefreiheit sei. Bei diesem Satz blickt John Shipton etwas auf und nickt jedes Mal unmerklich mit dem Kopf. Wenige Tage vor Beginn der Anhörungen zum Auslieferungsantrag der US-Justiz äußerten sich in Paris am Donnerstag die Anwälte des WikiLeaks-Gründers zu dessen Verteidigung.

Um Assange hat sich inzwischen ein illustres Juristen-Team versammelt. Der spanische Untersuchungsrichter Baltasar Garzon ist dabei, der schon gegen den chilenischen Diktator Pinochet zu Feld gezogen ist. Oder der in Frankreich bekannte Strafverteidiger Eric Dupond-Moretti, der schon zahlreiche bekannte Politiker wie etwa den französischen Ex-Ministers Bernard Tapie verteidigt hat. Der 48-jährige Wikileaks-Gründer sitzt seit Monaten im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, davor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt.

Als bei der Pressekonferenz in Paris nach den Anwälten schließlich John Shipton hinter das Mikrophon tritt, geht es nicht mehr um juristische Feinheiten oder die richtige Verteidigungstaktik. Der Vater sieht nicht den Mann, dem die US-Regierung Verrat vorwerfen und ihn deswegen für 175 Jahre ins Gefängnis bringen wollen. John Shipton sieht nur seinen Sohn, den Gefangenen, der sich nach Aussagen von Ärzten in einem lebensbedrohlichen gesundheitlichen Zustand befindet.

„Die Politiker sagen sehr schlimme Dinge über Julian“, erklärt der Vater, „doch sie selbst waten bis zu den Knien im Blut.“ Dieser Mann ist überzeugt, dass seinem Sohn seit Jahren allergrößtes Unrecht angetan wird, „nur weil er die Wahrheit ans Licht gebracht hat“. John Shipton will Gerechtigkeit, vor allem aber will er, dass sein Sohn gesund nach Hause kommt.

Doch der ist längst zu einer Art Spielball geworden. „Es geht hier nicht mehr um Julian Assange“, sagt Eric Dupond-Moretti in Paris, „das ist eine politische Sache und es geht darum, die Pressefreiheit auf der ganzen Welt zu verteidigen.“ Die Vereinigten Staaten werfen Assange vor, der US-Whistleblowerin Chelsea Manning - damals noch Bradley Manning - geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen. Dadurch wurden von US-Soldaten begangene Kriegsverbrechen bekannt.

Verteidiger: US-Regierung wollte sich mehrfach in Verfahren einschalten

Nach Angaben der Verteidiger von Assange versucht die US-Regierung immer wieder, sich in das Verfahren einzuschalten. Laut dessen Anwälten sei ihm eine Begnadigung angeboten worden. Er hätte im Gegenzug dafür aussagen müssen, dass Russland bei der Veröffentlichung von E-Mails der Demokratischen Partei nicht involviert gewesen sei. Während in Paris am Donnerstag auch diese Aussage im Raum steht, wird diese Version im fernen Washington allerdings dementiert.

Der frühere US-Kongressabgeordnete Dana Rohrabacher hat Berichte zurückgewiesen, wonach er dem Wikileaks-Gründer im Auftrag von US-Präsident Donald Trump eine Begnadigung angeboten haben soll. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich Julian Assange etwas vom Präsidenten angeboten, weil ich mit dem Präsidenten überhaupt nicht über dieses Thema gesprochen hatte“, hieß es in einer Mitteilung Rohrabachers.

Ex-Kongressabgeordneter soll Begnadigung durch Trump angeboten haben

Rohrabacher teilte mit, bei einem Treffen in der ecuadorianischen Botschaft in London im August 2017 habe er Assange angeboten, sich bei Trump für eine Begnadigung einzusetzen, sollte der Wikileaks-Gründer ihm Informationen dazu geben, wie er in den Besitz von entwendeten E-Mails der Demokratischen Partei gelangt sei. „Zu keinem Zeitpunkt bot ich eine vom Präsidenten getroffene Vereinbarung an, noch sagte ich, dass ich den Präsidenten vertrete.“

Unterdessen hat sich der Europarat auf die Seite von Assange gestellt und sich gegen dessen Auslieferung an die USA ausgesprochen. Eine Auslieferung hätte eine „abschreckende Wirkung auf die Pressefreiheit“, erklärte am Donnerstag die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic. Zudem hätte dies „Auswirkungen auf die Menschenrechte, die weit über diesen Einzelfall“ hinausgingen.

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