Cesare Battisti Ex-Linksterrorist soll nach Italien ausgeliefert werden

Santa Cruz/Rom · Jahrelang blieb der einstige Linksterrorist unbehelligt, begann sogar ein neues Leben als Schriftsteller. Jetzt hat sich der politische Wind in Südamerika gedreht. Brasiliens ultrarechter Präsident Bolsonaro will ihn als "kleines Geschenk" nach Italien schicken.

 Das von der italienischen Polizia di Stato zur Verfügung gestellte Foto zeigt Cesare Battisti nach seiner Festnahme in Bolivien.

Das von der italienischen Polizia di Stato zur Verfügung gestellte Foto zeigt Cesare Battisti nach seiner Festnahme in Bolivien.

Foto: Polizia di Stato

Nach seiner Festnahme im bolivianischen Santa Cruz soll der frühere italienische Linksterrorist Cesare Battisti in seine Heimat ausgeliefert werden.

"Cesare Battisti wird in den nächsten Stunden nach Italien zurückkehren. Der Flug geht von Santa Cruz direkt nach Rom", schrieb der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte am Sonntag auf Facebook. Battisti werde voraussichtlich am Montag um 12.30 Uhr in Rom am Flughafen Ciampino ankommen, schrieb Innenminister Matteo Salvini auf Twitter.

Kurz zuvor war Battisti den Fahndern in Bolivien ins Netz gegangen. Der heute 64-Jährige war jahrzehntelang auf der Flucht, nachdem ihn ein italienisches Gericht in Abwesenheit wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Er soll als Mitglied der Gruppe "Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus" Ende der 1970er Jahre an vier Morden in seiner Heimat beteiligt gewesen sein. Battisti räumt ein, Mitglied der Gruppe gewesen zu sein, bestreitet allerdings seine Beteiligung an den Morden.

Zuletzt lebte der Mann in Brasilien. Dort hat sich mit der Wahl des Rechtspopulisten Bolsonaro der Wind zuletzt allerdings gedreht. Bereits im Dezember stellte die brasilianische Justiz einen Haftbefehl gegen Battisti aus. Kurz darauf soll sich Battisti nach Bolivien abgesetzt haben. Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" berichtete, ein Spezialteam von Interpol und italienische Agenten hätten ihn in der bolivianischen Stadt Santa Cruz aufgespürt.

"Brasilien ist kein Land mehr für Banditen", schrieb Eduardo Bolsonaro, der Sohn des ultrarechten brasilianischen Präsidenten, auf Twitter. "Man kann den Terrorismus nicht wie ein normales Verbrechen bekämpfen."

Unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand hatte Battisti in den 1990er Jahren in Frankreich Zuflucht vor der italienischen Justiz gefunden und sich eine Existenz als Schriftsteller aufgebaut. Als der damalige konservative Innenminister und spätere Präsident Nicolás Sarkozy ihn 2004 an Italien ausliefern wollte, floh Battisti nach Brasilien. Der linke Präsident Luiz Inacio Lula da Silva lehnte 2010 ein Auslieferungsgesuch aus Italien noch ab.

"Matteo Salvini, das "kleine Geschenk" ist auf dem Weg", schrieb Eduardo Bolsonaro nun auf Twitter an den italienischen Innenminister. Salvini bedankte sich seinerseits auf Facebook: "Battisti ist ein Krimineller, der kein komfortables Leben am Strand verdient hat, sondern seine letzten Tage im Gefängnis verbringen sollte."

Battisti gehörte eigentlich nicht zu den prominenten Persönlichkeiten der sogenannten Bleiernen Jahre zwischen Ende der 1960er und Anfang der 1980er Jahre, als Links- und Rechtsterroristen in Italien eine ganze Reihe von Anschlägen verübten. Hunderte Menschen kamen ums Leben.

Sein Lebensstil, seine neue Karriere als Schriftsteller und seine Weigerung, sich der Justiz zu stellen, hatten in Italien zuletzt allerdings für Unmut gesorgt. "Unsere Gefängnisse hier warten auf ihn", schrieb Conte auf Facebook.

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