Vereitelter Terroranschlag Frankreich verstärkt Sicherheitsmaßnahmen vor Wahl

Paris · Die Festnahme von zwei mutmaßlichen Dschihadisten führt zu Unruhe. Der Polizeischutz für Frankreichs Präsidentschaftskandidaten wird erhöht. Kritik kommt von Rechtsaußen-Kandidatin Le Pen.

 Die französische Polizei hatte in Marseille zwei mutmaßliche Dschihadisten festgenommen, die laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins einen Anschlag geplant hatten.

Die französische Polizei hatte in Marseille zwei mutmaßliche Dschihadisten festgenommen, die laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins einen Anschlag geplant hatten.

Foto: Claude Paris

Frankreich verstärkt nach dem vereitelten Terroranschlag die Sicherheitsmaßnahmen im Wahlkampf. Es würden mehr Polizisten zum Schutz der Kandidaten eingesetzt, berichteten französische Medien.

Laut Tageszeitung "Le Monde" stufen die Behörden den konservativen Kandidaten François Fillon (63) als besonders gefährdet ein. Innenminister Matthias Fekl hatte bereits angekündigt, dass die Präsidentenwahl an diesem Sonntag von 50 000 Polizisten und Soldaten geschützt werden soll. Die entscheidende Stichwahl ist für den 7. Mai geplant.

Die Polizei hatte am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen. Welches Ziel die Männer im Alter von 23 und 29 Jahren angreifen wollten, blieb unklar.

Trotz der Terrorgefahr setzten die Kandidaten ihren Wahlkampf fort. Fillon sagte aber den Besuch einer Informatik-Schule in Paris aus Sicherheitsgründen ab, wie der Nachrichtensender Franceinfo unter Berufung auf Fillons Wahlkampfteam berichtete.

Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen der europafeindlichen Rechtspopulistin Marine Le Pen mit dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron erwartet. Der 39 Jahre alte Polit-Jungstar tritt für Europa und eine Partnerschaft mit Deutschland ein. Laut einer Umfrage des Instituts Ipsos-Sopra Steria kommt Macron auf 23 Prozent der Stimmen, Le Pen auf 22,5 Prozent. Die beiden Favoriten seien aber mit sinkenden Werten konfrontiert.

Le Pen kritisierte den Antiterrorkampf: "Null Prozent Risiko sind nicht möglich. Aber augenblicklich sind wir bei 100 Prozent, weil nicht die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden", sagte die Kandidatin der Front National dem Nachrichtensender BFMTV. Sie tritt dafür ein, ausländische Straftäter sofort auszuweisen. Sie bezieht dabei auch Personen ein, die von den Behörden als Gefährder eingestuft werden. Le Pen wollte am Abend in Marseille auftreten.

In der Wohnung Terrorverdächtigen hatten Ermittler Schusswaffen, mehr als drei Kilo des gefährlichen Sprengstoffs TATP und eine Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefunden. Einer der Männer ist seit längerem im Visier belgischer Behörden. Die Staatsanwaltschaft in Brüssel bestätigte ein Ermittlungsverfahren gegen den festgenommenen Clement B. Der Mann sei für ein Verhör zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.

Auf Platz drei der in "Le Monde" veröffentlichten Ipsos-Umfrage kommt Fillon mit 19,5 Prozent der Stimmen. Er hatte wegen der Affäre um die Beschäftigung seiner Frau im Parlament seine frühere Favoritenrolle eingebüßt. Knapp hinter ihm folgt der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon mit 19 Prozent.

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