Bergbau Für Smartphone und Laptop: Kinderarbeit in Kobaltminen

Johannesburg · Laptops und Smartphones brauchen moderne Lithium-Ionen-Batterien. Dafür braucht man das Mineral Kobalt. Amnesty International zufolge wird bei dessen Förderung im Kongo Kinderarbeit eingesetzt.

 Mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts stammt aus dem Kongo.

Mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts stammt aus dem Kongo.

Foto: Thomas Coombes/Amnesty International

Viele Batterien von Smartphones und Laptops der bekanntesten Hersteller werden Amnesty International zufolge mithilfe von Kinderarbeit im Kongo hergestellt.

In kleinen Kobaltminen im Süden des Kongos schuften laut der Menschenrechtsorganisation Tausende Minderjährige, manche von ihnen nur sieben Jahre alt, unter prekären Bedingungen und ohne Sicherheitsausrüstung. Viele zögen sich für einen Hungerlohn von ein bis zwei US-Dollar pro Tag unter anderem dauerhafte Lungenschäden zu, heißt es in einem heute veröffentlichten Amnesty-Bericht.

Kobalt ist ein wichtiges Mineral für die Produktion von modernen Lithium-Ionen Batterien für Smartphones und Laptops. Mehr als die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts stammt aus dem Kongo. Elektronikhersteller wie Apple, Samsung und Sony versäumen es dem Bericht zufolge auszuschließen, dass von Kindern gefördertes Kobalt aus dem Süden des Kongos in ihren Geräte verarbeitet wird. Die Unternehmen wiesen die Anschuldigungen zurück.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast erklärte: "Kinderarbeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne bei der Herstellung von Handys und Laptops sind keine Kavaliersdelikte, sondern Verletzungen der Menschenrechte. Deshalb müssen Unternehmen endlich verpflichtet werden, die Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferketten zu gewährleisten." Verbraucher müssten wissen, was in den Produkten drin sei. "Nur so können sie mit ihren Kaufentscheidungen Druck auf die Unternehmen ausüben."

Amnesty-Experte Mark Dummett kritisierte auch die Konsumenten: "Millionen Menschen profitieren von den neuen Technologien, aber sie fragen nicht, wie sie produziert werden. (...) Die glamourösen Läden und das Marketing der neuesten Technologien stehen in starkem Kontrast zu Kindern, die Säcke mit Steinen schleppen, zu Minenarbeitern in mit der Hand geschlagenen Schächten und zu dauerhaften Lungenschäden." Das UN-Kinderhilfswerk hatte 2014 geschätzt, dass in den Minen im Süden des Kongos rund 40 000 Minderjährige beschäftigt sind.

Amnesty interviewte für den Bericht rund 90 Arbeiter in den kleinen Minen, in denen oft mit bloßer Hand oder primitiven Werkzeugen gearbeitet wird. Die Minen stehen laut kongolesischer Regierung für etwa 20 Prozent der Kobalt-Produktion.

Von dort geht das Kobalt Amnesty zufolge über Zwischenhändler, zumeist Chinesen, vor allem an Congo Dongfang Mining (CDM), eine Tochter des chinesischen Unternehmens Huayou Cobalt. Anschließend werde das Kobalt an Batterieproduzenten verkauft. Huayou Cobalt erklärte, Kinderarbeit bei Zulieferern auszuschließen. Bei dem Besuch von zwei Minen im Jahr 2014 sei keine Kinderarbeit festgestellt worden.

Amnesty fordert die Elektronik- und Autohersteller in dem Bericht auf sicherzustellen, dass in Batterien kein Kobalt verarbeitet wird, das aus Minen mit Kinderarbeit stammt. Die Menschenrechtsorganisation fordert auch eine effektivere Überwachung der kleinen Minen durch die kongolesischen Behörden, um Mindeststandards in Bezug auf Arbeitsrecht und Sicherheit zu gewährleisten.

Die Regierung in Kinshasa wies die Vorwürfe des Amnesty-Berichts zurück. Diese seien nur eine Finte anderer Kobalt-produzierender Länder, um ihren Marktanteil auszubauen, erklärte Regierungssprecher Lambert Mende.

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