Kommentar zum Besuch von Heiko Maas in Polen Gemeinsame Zukunft

Meinung | Warschau · Der Außenminister Maas findet beim Gedenken an den Warschauer Aufstand klare Worte. Seine Reise hat eine aktuelle politische Bedeutung, kommentiert Helge Matthiesen.

 Außenminister Heiko Maas und sein polnischer Amtskollege Jacek Czaputowicz halten an einer Gedenkmauer inne.

Außenminister Heiko Maas und sein polnischer Amtskollege Jacek Czaputowicz halten an einer Gedenkmauer inne.

Foto: Kay Nietfeld

Polen hat unter der deutschen Aggression im Zweiten Weltkrieg am stärksten gelitten. Hitler und seine Helfer planten nichts weniger als die weitgehende Auslöschung des Nachbarvolkes. Es ist daher auch 75 Jahre nach dem Warschauer Aufstand von hoher symbolischer Bedeutung, wenn der deutsche Außenminister zur Gedenkfeier in das Nachbarland reist. Die Geschichte spielt in Polen bis in die aktuelle Politik hinein eine große Rolle. Die aktuelle Regierung betreibt mit ihrer Sicht der Vergangenheit aktiv Politik.

Maas' Reise hat daher eine aktuelle politische Bedeutung. Wenn die Briten die EU verlassen, wird Polen wichtiger – wirtschaftlich, aber auch mit Blick auf die Sicherheitsinteressen Deutschlands und der anderen EU-Staaten. Maas geht es um Entspannung des oft komplizierten Verhältnisses zur polnischen Regierung. Das gemeinsame Gedenken öffnet die Tür.

Und der Minister hat auch ein Geschenk mitgebracht. Er spricht sich für ein Denkmal aus, das in Berlin an die polnischen Opfer des Krieges erinnern soll. Die Befürworter möchten es gerne am ehemaligen Anhalter Bahnhof bauen, gleich gegenüber der geplanten Gedenkstätte für die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten. Ob diese Nachbarschaft klug gewählt wäre? Und ob es eine gute Idee ist, jeder Opfergruppe ihr eigenes Denkmal in Berlin zu bauen? Am Ende hat jeder seine eigene Gedenkstätte, aber das Verbindende der gemeinsam erlittenen Gewalt gerät aus dem Blick.

Großzügigkeit gegenüber Polen in dieser heiklen Frage ist sicherlich ein guter Anfang für Gespräche über eine gemeinsame Zukunft. Um die muss es 75 Jahre nach dem Aufstand gehen.

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