Kommentar zur Burkini-Debatte Geplante Eskalation

Meinung | Bonn · Die Initiatoren des Burkini-Verbots haben das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollten: Strände werden zum Ort religiöser Auseinandersetzung.

 Eine Frau kühlt sich im Burkini in einem Freibad ab.

Eine Frau kühlt sich im Burkini in einem Freibad ab.

Foto: dpa

Na prima. Französische Kommunalpolitiker und Polizisten haben islamistischen Propagandaplattformen weltweit einen PR-Coup frei Haus geliefert: Was illustriert die angebliche Demütigung sämtlicher Muslime im Westen anschaulicher als jene Bildsequenz aus Nizza, in der eine muslimische Frau am Strand von Beamten dazu gebracht wird, ihr kapuzenartiges Oberteil abzulegen?

Als ob das nicht reichen würde, wird diese Aktion im weltweiten Netz übertrieben als „Entkleiden“ dargestellt. Die fatale Wirkung dieser Veröffentlichung wird anhalten, auch wenn das höchste französische Verwaltungsgericht nun das Verbot von verhüllender Strandbekleidung in einer anderen Kommune gekippt hat.

Die Richter weisen auf einen simplen Sachverhalt hin: Das Verbot von „Burkinis“ und ähnlichen Kleidungsstücken verletzt Grundfreiheiten. Das hätten sich jene Politiker auch selbst denken können, die solche Verbote erlassen haben – angeblich im Namen der Laizität, der Trennung von Religion und Staat.

Erreicht haben die Initiatoren natürlich das glatte Gegenteil: Strände werden zum Ort religiöser Auseinandersetzung. Diese Eskalation war auch das Ziel von Konservativen und Sozialisten, die fürchten, dass die Rechtsextremisten um Marine Le Pen ihnen sonst die Schau stehlen.

Niemand muss die sektiererischen Verhüllungsvorschriften konservativer Muslime persönlich billigen. Aber ob sich eine Frau im Privaten diesen absurden Vorgaben beugt – und sich vielleicht durch „Burkinis“ einen Rest an Freizügigkeit bewahrt – oder nicht, das geht den Staat nichts an.

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