Nadeschda Sawtschenko zurück in der Ukraine Heimkehr als Heldin

MOSKAU · Nadeschda Sawtschenko kehrt nach zwei Jahren Haft in Russland wieder zurück in die Ukraine.

Ein Orden für die Heldin: Präsident Petro Poroschenko zeichnet Nadeschda Sawtschenko nach ihrer Rückkehr aus.

Ein Orden für die Heldin: Präsident Petro Poroschenko zeichnet Nadeschda Sawtschenko nach ihrer Rückkehr aus.

Foto: AFP

Nadeschda Sawtschenko trug ein weißes T-Shirt mit dem Dreizack des ukrainischen Staatswappen und eine entschlossene Miene, als sie gestern nachmittag auf dem Flughafen Kiew-Borispol landete. „Ich war zwei Jahre im Gefängnis. Ich bin nicht mehr an Leute gewöhnt“, rief sie den Journalisten entgegen, die sie umdrängten. Sie seit bereit, für die Ukraine noch einmal ihr Leben zu geben. Aber es brauche lebende Helden, die im Parlament sitzen. „Wir werden in der Ukraine würdig leben.“

Schon Stunden vorher hatten sich in Borispol Hunderte Anhänger versammelt, mehrere ukrainische Spitzenpolitiker, auch die Wagenkolonne des Präsidenten Petro Poroschenkos, der danach stolz twitterte, er habe Nadeschda nach ihrer Rückkehr aus Russland als erster empfangen.

Ein russisches Gericht hatte die Hubschrauberpilotin im März als Mörderin zweier russischer Fernsehjournalisten zu 22 Jahren Haft verurteilt. Sie wurde gegen die zwei russischen Berufsmilitärs Jewgeni Jerofejew und Alexander Aleksandrow ausgetauscht, die im April in Kiew zu 14 und 13 Jahren Gefängnis verurteilt wurden, weil sie im Donbass auf Seiten prorussischen Rebellen im Einsatz waren. Zuvor hatte Poroschenko sie begnadigt, so wie sein russischer Kollege Wladimir Putin die Ukrainerin. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow folgte Putin dabei Gnadengesuchen von Verwandten der getöteten Journalisten.

Die Russen erwartete in Moskau kein so großer Bahnhof. Russia Today zeigte Bilder, wie beiden Heimkehrer auf dem Flugplatz Wnukowo ihre Frauen umarmen und danach kommentarlos verschwinden. Peskow teilte mit, Putin plane bis auf weiteres kein Treffen mit ihnen. Moskau dementiert alle Berichte aus der Ukraine, bei den Männern handle es sich um Soldaten des Militärgeheimdienstes GRU.

Sawschtschenko dagegen wurde gefeiert. „Ruhm der Ukraine“, rief die Menge am Flugplatz. „Ich danke den Ukrainern, den ukrainischen Medien, den vielen Freunden, die für Nadeschda gebetet haben“, twitterte ihr russischer Rechtsanwalt Mark Feigin. Poroschenko zeichnete sie mit einem Orden aus.

Sawtschenko hatte im Sommer 2014 als Freiwillige im Donbass gekämpft und war in Gefangenschaft geraten. Dass sie danach als Mörderin vor einem Gericht in Russland landete, betrachtet die ukrainische Öffentlichkeit als schamlose russische Intrige. Sawtschenko in einem russischen Gefängnis war für viele Ukrainer ein Nationalsymbol, vergangenes Jahr wurde sie in Abwesenheit ins ukrainische Parlament gewählt.

Nach Ansicht vieler Beobachter strebt der Kreml mit Sawtschenkos Freilassung eine Verbesserung seines internationalen Images an. Wladimir Putin erklärte gestern, er hoffe, solcherlei humane Entscheidungen würden die Konfrontation im Konfliktgebiet verringern. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte die Hoffnung, dass der Austausch auch dem Minsker Friedensprozess positive Impulse verleiht. Aus der Waffenstillstandszone im Donbass aber meldeten beide Seite gestern verstärktes Artilleriefeuer.

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