Truppen sollen abziehen Hoffnung in der Not: Waffenruhe für zentralen Hafen im Jemen

Stockholm · Seit mehr als vier Jahren tobt im bitterarmen Jemen ein blutiger Krieg. Zehntausende wurden getötet oder verletzt. Millionen müssen leiden. Jetzt könnten sie bald humanitäre Hilfe erhalten.

 Ein Frachtschiff liegt im Hafen der jemenitischen Stadt Hudaida.

Ein Frachtschiff liegt im Hafen der jemenitischen Stadt Hudaida.

Foto: Hani Mohammed/AP

Nach mehr als vier Jahren Bürgerkrieg im bitterarmen Jemen wächst die Hoffnung für Millionen notleidende Menschen.

Die schiitischen Huthi-Rebellen und die Regierung einigten sich bei den Friedensgesprächen in Schweden auf eine Waffenruhe für die strategisch wichtige Hafenstadt Hudaida, wie UN-Generalsekretär António Guterres erklärte. Auch die Truppen der Kriegsparteien würden abziehen. Stattdessen sollen die Vereinten Nationen dort eine führende Rolle übernehmen.

Die Einigung werde den Zugang von humanitärer Hilfe und den Strom von Gütern ermöglichen, sagte Guterres weiter. "Das wird die Lebensbedingungen für Millionen Jemeniten verbessern." Unklar ist zunächst, wann der Hafen wieder geöffnet wird. Guterres würdigte die Jemen-Gespräche als Ausgangspunkt für Frieden in dem ärmsten arabischen Land.

Die Verhandlungen in Rimbo nördlich der schwedischen Hauptstadt Stockholm hatten vor einer Woche begonnen. Nach dem Ende der ersten Gesprächsrunde am Donnerstag hätten sich beide Seiten darauf geeinigt, die Verhandlungen Ende Januar fortzusetzen, sagte Guterres.

In dem Bürgerkriegsland im Süden der Arabischen Halbinseln kämpfen die Huthi-Rebellen seit mehr als vier Jahren gegen Anhänger und Verbündete der international anerkannten Regierung. Der Konflikt hat dort nach UN-Einschätzung die schwerste humanitäre Krise weltweit verursacht.

Den UN zufolge haben 20 Millionen Menschen große Schwierigkeiten, an ausreichend Lebensmittel zu kommen - das sind etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Unicef warnte, alle zehn Minuten sterbe ein Kind an den Folgen vermeidbarer Krankheiten und Mangelernährung. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO kamen 10 000 Menschen ums Leben, mehr als 60 000 wurden verletzt. Große Teile der Infrastruktur sind zerstört. In einigen Regionen gibt es keine medizinische Versorgung

Der von den Huthis kontrollierte Hafen Hudaida im Westen des Jemens ist zentral für die Versorgung des Landes und gilt als dessen Lebensader. Über ihnen läuft der größte Teil der Importe des Landes.

Seit Monaten versuchen Regierungstruppen, die Hafenstadt einzunehmen. Sie werden von einer von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition mit Luftangriffen unterstützt. Das sunnitische Nachbarland Saudi-Arabien sieht in den Huthi-Rebellen einen engen Verbündeten seines Erzfeindes, des schiitischen Irans. Nicht zuletzt die Luftangriffe haben zu einer Eskalation des Konfliktes geführt.

Nach Angaben von Guterres sollen beide Seiten ihre Truppen aus Hudaida zurückziehen. Dem Abkommen zufolge soll das in zwei Schritten innerhalb der nächsten drei Wochen erfolgen. Nicht einigen konnten sich Rebellen und Regierung hingegen auf die Wiedereröffnung des Flughafens in der von den Huthis kontrollierten Hauptstadt Sanaa. Dieser ist ebenfalls für die Versorgung des Landes wichtig.

Ein Durchbruch mit einem Friedensvertrag war bei den Verhandlungen von Anfang an nicht erwartet worden. Sie sollten vor allem dazu dienen, Vertrauen zu schaffen. Es müsse noch ein langer Weg gegangen werden, sagte Guterres am Donnerstag. "Es ist nur ein Anfang, aber zumindest ist es ein Anfang." Dieser könne zu Frieden führen. Die Konfliktparteien hatten sich zuvor bereits auf den Austausch von rund 16 000 Gefangenen geeinigt, der Mitte Januar beginnen soll.

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