Vorwahlen in den USA Hohe Hürde für Hillary

Manchester · Am Dienstag schaut im US-Vorwahlrennen alles auf das kleine New Hampshire. Dort liegt derzeit Senator Bernie Sanders mit 55 Prozent klar vor seiner favorisierten Konkurrentin.

 Muss kämpfen: Bewerberin Hillary Clinton.

Muss kämpfen: Bewerberin Hillary Clinton.

Foto: dpa

Wer ins Weiße Haus einziehen will, muss am Merrimack-Fluss gewinnen. Seit Eisenhowers Zeiten Anfang der 50er Jahr haben die Wähler in New Hampshire im Nordosten der USA bei ihrer „primary“ (Vorwahl) zehn Männer gekürt, die später für ihre Partei die Präsidentschaft errungen haben. Vor dem morgigen Urnengang ist die Lage im eigensinnigen Neu-England-Staat (Motto: „live free or die“) bei Republikanern wie Demokraten stark angespannt.

Bei den Demokraten liegt der in Iowa nur hauchdünn unterlegene Senator Bernie Sanders mit 55 Prozent klar vor seiner favorisierten Konkurrentin Hillary Clinton. Sie wird auf dem Referenz-Portal „realclearpolitics“ im Umfragen-Schnitt mit 38 Prozent taxiert. Ein Kantersieg gegen Clinton ist aber ungewiss. Über 40 Prozent der Wahlberechtigten im „Granit“-Staat wollen sich erst unmittelbar vor der „primary“ entscheiden, einer Vorwahl, an der anders als in Iowa auch nicht an eine Partei gebundene Wähler teilnehmen können.

Sanders' Programm – allgemeine Krankenversicherung, kostenlose staatliche Universitäten, Reichensteuer – findet in New Hampshire viel Zuspruch. Hillary Clinton leidet nach Angaben der führenden Zeitung „Union Leader“ unter ihrem Ruf, eine Vertreterin des Partei-Establishments zu sein, das in Amerika als Wurzel allen Übels gilt. Landesweit ist Clintons Vorsprung vor Sanders zusammengeschmolzen. Nach einer Erhebung der als zuverlässig geltenden Quinnipiac Universität kommt der selbst ernannte Sozialist auf 42 Prozent, Clinton auf 44 Prozent.

Bei den Republikanern sehen die Meinungsforscher weiter den rechtspopulistischen New Yorker Bau-Unternehmer Donald Trump mit rund 30 Prozent vorn. Auf dem zweiten Platz liegt mit 16 Prozent der aus Florida stammende Senator Marco Rubio, gefolgt von Iowa-Sieger Ted Cruz (12 Prozent), Ohio-Gouverneur John Kasich (12 Prozent) und Präsidenten-Sohn-und-Bruder Jeb Bush (10 Prozent).

Bei der letzten TV-Debatte vor der Wahl am Samstagabend in Manchester kam vor allem Rubio unter Feuer und machte dabei keine gute Figur. New Jerseys Gouverneur Chris Christie entlarvte den alerten Jung-Politiker (44) als Blender, der keine politischen Erfolge vorzuweisen und schlicht nicht die Statur habe, um das Präsidentenamt zu bekleiden. Rubio erntete Buhrufe, als er die Angriffe mehrfach mit deckungsgleichen Worthülsen über die Großartigkeit Amerikas parieren wollte.

In der Debatte zeigte sich, dass Donald Trump nach seiner Niederlage in Iowa weiter verwundbar bleibt. Er beschimpfte das Publikum im Saal und versuchte sich mit neuen radikalen Versprechen zu profilieren. Beispiel: Anti-Terrorkampf. Anstatt Verhör-Praktiken auszuschließen, die Amerikas Ansehen in der Welt stark beschädigt haben, plädierte der Bau-Unternehmer für noch mehr Härte: „Ich würde Waterboarding zurückbringen, und ich würde höllisch Schlimmeres als Waterboarding zurückbringen“, sagte er mit Blick auf eine Foltermethode, bei der Gefangene an den Rand des Ertrinkungstodes gebracht werden.

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