Pariser Präsident wollte sein Profil schärfen Hollande scheitert an der Vermittler-Rolle

PARIS · Es ist eine weitere der vielen bitteren Umfragen für François Hollande: Fast jeder zweite Franzose traut der deutschen Bundeskanzlerin eher als dem Präsidenten zu, eine Lösung in der griechischen Krise zu finden. "Wir beobachten auf grausame Weise, dass in den Augen der Öffentlichkeit nicht François Hollande die Führung Europas verkörpert, sondern Angela Merkel", sagt Meinungsforscher Jérôme Fouquet.

Dabei hat der Staatschef durchaus versucht, auf der europäischen Bühne sein Profil als linke Führungsfigur zu schärfen. Als Merkels Konterpart wollte er den Akzent von der strikten Spardisziplin weg und hin zu einer wachstumsstimulierenden Politik verschieben. Doch letztlich schwächten Frankreichs Wirtschaftsprobleme, die hohe Arbeitslosigkeit und Schuldenlast, dessen Verhandlungsposition - aber auch Hollandes berüchtigte Art, auf der Suche nach einem Konsens schwammig zu bleiben. So wie er nach dem Krisengespräch mit Merkel in Paris kryptisch erklärt hatte, in Europa herrsche Solidarität, doch sei "das Gleichgewicht zwischen Verantwortung und Solidarität" zu wahren. Merkel hingegen betonte, Europa habe bereits sehr großzügige Vorschläge gemacht.

Stärker als die meisten seiner europäischen Kollegen sprach sich Hollande stets dafür aus, den Griechen so weit wie nötig entgegenzukommen, um einen Grexit um jeden Preis zu verhindern. Und wohl nicht nur, weil dieser Frankreich bis zu 68 Milliarden Euro kosten könnte. Seit der Wahl von Alexis Tsipras versuchte er, eine Vermittlerrolle zwischen ihm und Merkel einzunehmen. "Hilf mir, dir zu helfen", zitieren französische Medien Hollande in einem Telefonat, das er nach dem Referendum mit dem griechischen Premier geführt hatte, den er darin zu konkreten Reformvorschlägen aufforderte. Wie wenig der Appell genützt hat, berichtet die Presse ebenfalls. Auch in Frankreich führt der Umgang mit Griechenland zu heißen Debatten. Der konservative Oppositionsführer Nicolas Sarkozy schimpft Tsipras "verantwortungslos" und befürwortet eine harte Linie, während Ex-Premierminister Alain Juppé sogar dafür wirbt, Griechenlands Ausstieg aus der Eurozone "ohne Drama" zu organisieren.

Dem widersprechen die Sozialisten. Hollandes vergleichsweise nachgiebige Haltung dient auch als Geste gegenüber dem linken Flügel seiner Partei, den Grünen und der extremen Linken - will er sich eine Chance auf eine Wiederwahl 2017 bewahren, braucht er sie.

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