Porträt zu Jean-Marc Ayrault Hollandes Vertrauter

Paris · Es ist eine Art Rehabilitation für Jean-Marc Ayrault. Knapp zwei Jahre nach seiner Entlassung als französischer Premierminister kehrte der 66-Jährige nun als neuer Außenamtschef zurück in die Regierung; als Außenminister.

 Jean-Marc Ayrault, neuer französischer Außenminister.

Jean-Marc Ayrault, neuer französischer Außenminister.

Foto: AFP

Er folgt auf Laurent Fabius, der Präsident des Verfassungsrates werden will. Zugleich holte Präsident François Hollande drei Grünen-Politiker wieder ins Kabinett. Gemeinsam mit Ayrault hatten diese im Frühjahr 2014 die Koalition verlassen, auch im Protest gegen den neuen Regierungschef, den innenpolitischen Hardliner Manuel Valls.

Ayraults Ernennung wird daher auch als Versuch gewertet, die enttäuschte linke und grüne Wählerschaft neu zu umgarnen sowie als positives Signal für die deutsch-französischen Beziehungen. Vor seinem Eintritt in die Politik hat er in Nantes und Würzburg Germanistik studiert und zunächst als Deutschlehrer gearbeitet. So spricht er die Sprache fließend – was weniger für sein Englisch gilt – und pflegt gute Beziehungen ins Nachbarland, vor allem zur SPD. Ayrault will sich für eine noch engere Zusammenarbeit seines Landes mit Deutschland einsetzen. „Die deutsch-französischen Beziehungen sind essenziell und sollten weiter verstärkt werden“, sagte er. am Rande des jüngsten EU-Außenministertreffens.

Sein Kabinetts-Comeback erscheint aber auch als Belohnung für unabdingbare Loyalität. Denn obwohl ihm die Bitterkeit über seinen erzwungenen Abgang deutlich anzusehen war, verzichtete Ayrault auf eine öffentliche Abrechnung. Er erklärte lediglich im von seiner Tochter Elise gedrehten Dokumentarfilm „Mein Vater, dieser Ayrault“, dass Valls alles dafür getan habe, ihn zu verdrängen. Anstatt mit seinem Nachfolger wird Ayrault im Amt des Außenministers vor allem mit dem Präsidenten zu tun haben, der in Frankreich auch die großen Linien der internationalen Politik bestimmt.

Er gilt als Vertrauter Hollandes, auch wenn er nicht zu seinen langjährigen Weggefährten gehört wie Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian oder Finanzminister Michel Sapin. Elf Jahre lang bildeten beide ein Team, als Hollande der Sozialistischen Partei vorstand und Ayrault den sozialistischen Abgeordneten in der Nationalversammlung.

Doch so beliebt dieser zuvor dank seiner ruhigen und seriösen Art war, so schnell geriet sie ihm nach der Wahl zum Nachteil: Die Menschen vermissten Schwung und Überzeugungskraft, vor allem aber Resultate. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich nicht, die Arbeitslosigkeit stieg ebenso wie die Steuerbelastung, um den Schuldenberg in den Griff zu bekommen. Nach einem für die Sozialisten desaströsen Ergebnis bei Kommunalwahlen Anfang 2014 musste Ayrault dem charismatischeren Valls Platz machen.

In der Regierungsverantwortung büßte er viel an Popularität ein. Dabei gilt er als Politiker, der den Menschen nahesteht. Er hat keine Elitehochschule besucht und stammt nicht aus der Bourgeoisie, sondern aus einfachen Verhältnissen. Seine Großeltern waren Landwirte, sein Vater arbeitete in einer Textilfabrik.

Als Bürgermeister der westfranzösischen Stadt Nantes von 1989 bis 2012 hat er diese durch konsequente Innovations- und Kulturförderung zu einer attraktiven Regionalmetropole ausgebaut. Er tritt für den Bau eines neuen Flughafens bei Nantes ein, gegen den wiederum ausgerechnet die Grünen kämpfen. Daher zeichnet sich in Hollandes neu gebildeter Regierung ein neuer Konflikt ab – so ausgleichend Ayrault auch ist.

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