Propaganda Im inneren Zirkel des Islamischen Staates

Die führenden Köpfe der verbotenen Gruppe Millatu Ibrahim treiben von Syrien aus ihr Unwesen. Bonner unterstützen sie dabei.

 Verteilen Süßigkeiten an Kinder in Syrien: die beiden Dschihadisten Denis Cuspert (links) und Mohamed Mahmoud.

Verteilen Süßigkeiten an Kinder in Syrien: die beiden Dschihadisten Denis Cuspert (links) und Mohamed Mahmoud.

Foto: Screenshot GA

Mal halten sie einen abgeschlagenen Kopf in der Hand oder erschießen kaltblütig und hasserfüllt Gefangene, dann wieder verteilen sie johlenden Kindern in Syrien Süßigkeiten, als könnte sie kein Wässerchen trüben: Denis Cuspert alias Abu Talha al-Almani und Mohamed Mahmoud alias Abu Usama al-Gharib waren nicht nur die führenden Köpfe der 2012 von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich verbotenen Organisation Millatu Ibrahim, sie zogen auch nach ihrer Ausreise Richtung Syrien weiter die Strippen für Deutschlands militanteste Salafistengruppierung. Denn nach dem Verbot von Millatu Ibrahim firmierte die Gruppe unter "Tauhid Germany" weiter.

Mahmoud und Cuspert steuerten und steuern bis heute entscheidend die dschihadistische Propaganda für Deutschland übers Internet. Somit spielen sie auch bei der Rekrutierung deutscher Kämpfer für Syrien und den Irak für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine wichtige Rolle.

In ihren Internetvideos sind immer wieder auch Dschihadisten aus Bonn zu sehen. So tauchte im Sommer vorigen Jahres ein Film auf, in dem der Bonner Fared S. feixend vor einem Leichenberg in Syrien zu sehen ist. Im Juni dieses Jahres hatte das Düsseldorfer Oberlandesgericht seine mit ihm nach islamischem Recht verheiratete Frau wegen Unterstützung des IS zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Mittlerweile hat sich Karolina R. nach eigenen Angaben von ihrem Mann getrennt.

Ein vorige Woche aufgetauchtes Tötungsvideo (siehe Text oben) zeigt neben dem gebürtigen Österreicher Mahmoud den Königswinterer Yamin A.-Z. Nachdem beide "ihre Geschwister in Deutschland" dazu aufgerufen haben, wie sie in den Dschihad auszureisen, beleidigt Mahmoud Bundeskanzlerin Angela Merkel als "schmutzige Hündin" und erschießt mit Yamin A.-Z. zwei vor ihnen kniende Gefangene. Laut Mahmoud ein Racheakt, der sich auch gegen Deutschland richtet.

Millatu Ibrahim war im Herbst 2011 gegründet worden und hatte seinen Sitz in einer Hinterhofmoschee in Solingen. Als einer der führenden Köpfe hatte Cuspert - ein ehemaliger Berliner Gangster-Rapper und von den USA mittlerweile als "globaler Terrorist" eingestuft - zuvor schon enge Kontakte nach Bonn geknüpft.

So tauchte der heute 40-Jährige erstmals Anfang 2011 als sich radikalisierender Dschihadist in einem Video der Bonn-Kölner Salafistengruppe "Die wahre Religion" auf: In dem Film preist Cuspert erstmals den "Dschihad", während neben ihm der Bonner Abu Dujana in die Kamera grinst. Abu Dujana ist mittlerweile genauso wie sein Vater, ein ultrakonservativer Prediger, in den Bonner Moscheen unerwünscht. "Die Wahre Religion" macht immer wieder Schlagzeilen, weil den Sicherheitsbehörden deren kostenlose Koranverteilungen in Fußgängerzonen als Anlaufstelle für potenzielle Syrien-Krieger gelten.

Cuspert und Mahmoud haben es mittlerweile in die inneren Zirkel des IS geschafft. Was ihnen angesichts ihrer menschenverachtenden Aktionen selbst bei radikalen Salafisten nicht nur Bewunderung einbringt. So ätzt der in Bonn wohnende Prediger Izzuddin auf Twitter, nachdem er das Video mit Mahmoud und dem Königswinterer Yamin A.-Z. gesehen hat: "Habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wo dieser Bruder (gemeint ist Yamin A.-Z., Anm. d. Red.) ist. Siehe da beim IS." Woraufhin Mahmoud postwendend Izzuddin als jemanden beschimpft, der immer noch in Deutschland bei den "Ungläubigen" hockt.

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