Papst-Wahl Im Vatikan steigt die Spannung

Rom · Die Kardinäle der katholischen Kirche bereiten die Papstwahl vor. Wichtigster Punkt der Tagesordnung eines am Montag begonnenen und voraussichtlich mehrtägigen Vorbereitungstreffens ist die Entscheidung, wann das Konklave beginnen soll.

 Salut der Schweizergarde: Im Vatikan trafen am Montag die Kardinäle ein.

Salut der Schweizergarde: Im Vatikan trafen am Montag die Kardinäle ein.

Foto: ap

Zu der Vorbereitungsrunde gehört auch die Schließung der Sixtinischen Kapelle für Besucher. Außerdem muss das Konklave so abgesichert werden, dass keine Informationen nach außen dringen. Die Ankunft der Kardinäle im Vatikan glich der von Rockstars.

Die Geistlichen und ihre Mitarbeiter mussten sich ihren Weg durch eine dichte Menge mit vielen Fernsehteams bahnen. Geleitet wird das Vorbereitungstreffen vom Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano. Der erste Tag der Beratungen stand unter dem Eindruck eines neuen Skandals um den schottischen Kardinal Keith O'Brien.

Dieser gab zu, dass er sich eines sexuellen Fehlverhaltens schuldig gemacht habe, das mit den Anforderungen an einen Priester, Erzbischof oder Kardinal nicht vereinbar sei. O'Brien legte daraufhin in der vergangenen Woche seine Aufgaben als Erzbischof von St. Andrews und Edinburgh nieder und teilte mit, dass er nicht zum Konklave kommen werde. Zuvor war der Geistliche von vier Männern beschuldigt worden.

Ein weiteres Thema, das die Beratungen der Kardinäle bestimmen dürfte, sind die Gründe und Folgen des Rücktritts von Benedikts XVI. Dessen Entscheidung tangiert auch das bisherige Verständnis der Kirche vom Papsttum. Bei seiner Ankunft sagte der portugiesische Kardinal José Saraiva Martins: "Ein Papst aus Lateinamerika ist möglich, alles ist möglich."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, plädiert für einen Papst, der nicht aus Europa kommt. "Ich kann mir sehr gut einen Papst aus einem anderen Kontinent vorstellen. Die Zeit dafür wäre reif", sagte der Freiburger Erzbischof gestern in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

"Wenn nicht jetzt, dann mit Sicherheit bei der darauffolgenden Wahl. Es wird im Laufe der Jahre definitiv einen außereuropäischen Papst geben." Der Kirche würde dies gut tun. "Es macht deutlich, dass katholische Kirche überall auf der Erde eine Heimat hat, eine weltumspannende Gemeinschaft ist."

[kein Linktext vorhanden]Die Wahl des neuen Kirchenoberhaupts stehe im Zeichen der Internationalisierung der katholischen Kirche, sagte Zollitsch. Schwerpunkt sei Lateinamerika. Dort gebe es eine Reihe profilierter Kardinäle. "Sie sind weltoffen und zugleich sehr diszipliniert und von einem tiefen Glauben getragen. Sie wären in der Lage, die Weltkirche würdig und kraftvoll zu vertreten."

Die katholische Kirche habe in Lateinamerika und Afrika eine immer stärkere Stellung. Dies werde bei der Papstwahl eine gewichtige Rolle spielen. Im Konklave wird der deutsche Kardinal Walter Kasper der älteste Purpurträger sein - er war vor Beginn der Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri") 79 Jahre alt und darf deshalb gemäß den Bestimmungen mitwählen.

Als Bischof verkleidet hat ein Italiener versucht, sich in ein Vatikantreffen zu schleichen. Der Mann, der sich Basilius nannte, trug eine lilafarbene Schärpe um die Hüfte und schüttelte Priestern und Kardinälen die Hand. Journalisten sagte der falsche Bischof, er sei Mitglied der Italienischen Orthodoxen Kirche, die nicht existiert.

Bevor er aufflog, sagte der vermeintliche Würdenträger noch, die katholischen Bischöfe hätten einen Fehler begangen, als sie des Kindesmissbrauchs beschuldigte Priester aus ihren Gemeinden abgezogen hätten.

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