70 Prozent der Erwachsenen in der EU geimpft So unterschiedlich sind die Impfquoten in den EU-Ländern

Interaktiv | Brüssel · Im Kampf gegen die Corona-Pandemie feiert die EU das Erreichen eines wichtigen Ziels: 70 Prozent der Erwachsenen sind vollständig geimpft. Von einer gerechten Verteilung kann man dabei aber nicht sprechen.

 Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen in der EU sind vollständig geimpft.

Mehr als 70 Prozent der Erwachsenen in der EU sind vollständig geimpft.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Europäische Union hat im Kampf gegen das Coronavirus ein wichtiges Ziel erreicht. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vom Dienstag sind mittlerweile 70 Prozent der Erwachsenen in der Staatengemeinschaft vollständig geimpft. „Das sind mehr als 250 Millionen Menschen, die immunisiert sind“, erklärte die Chefin der Exekutive der EU. Sie sprach von einer „großen Leistung“ und einem „Meilenstein“.

In Deutschland waren zuletzt rund 64 Prozent der 18- bis 59-Jährigen und rund 84 Prozent der mindestens 60 Jahre alten Menschen vollständig geimpft (Stand 30.08.). Zusammengenommen entspricht dies einer Impfquote von rund 71 Prozent der Erwachsenen. Die entsprechende Quote in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen lag zuletzt bei rund 21 Prozent.

Das Ziel, bis Ende des Sommers 70 Prozent der Erwachsenen in der Europäischen Union durch eine Impfung vor Covid-19 zu schützen, hatte die EU-Kommission im Januar ausgegeben. Experten waren damals davon ausgegangen, dass rund zwei Drittel der Bevölkerung einen Impfschutz erhalten müssen, um die Corona-Pandemie in einem Land zu stoppen.

Diese Hoffnung hat sich zwar wegen der deutlich ansteckenderen Delta-Variante zerschlagen, der Druck auf die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft konnte durch die Impfkampagne allerdings enorm reduziert werden. So hat die Immunisierung die Zahl der schweren Krankheitsverläufe und Todesfälle stark gesenkt. Zugleich konnten viele Einschränkungen des öffentlichen Lebens wieder aufgehoben werden.

Mit dem Erreichen des 70-Prozent-Ziels hat die EU zudem eine erfolgreiche Aufholjagd hingelegt. So waren zum Beispiel die USA anfangs deutlich schneller darin gewesen, der Bevölkerung Impfangebote zu machen. Dies lag vor allem daran, dass in der EU anfangs nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung stand. Heute liegen die Vereinigten Staaten bei der Immunisierungsquote hinter der EU.

Ein neues, noch höheres Impfziel hat sich die EU bislang nicht gesetzt. Die Kommission ermunterte am Dienstag aber noch einmal alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. „Wir können hier nicht aufhören. Neue Varianten machen es erforderlich, über 70 Prozent hinauszugehen, um sicher zu sein“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Es gehe nun darum, einen Schritt voraus zu sein.

Sie verwies dabei auch darauf, dass die 70 Prozent nur ein Durchschnittswert sind und EU-Länder wie Rumänien und Bulgarien zuletzt noch Impfquoten von deutlich unter 50 Prozent hatten. „Wir müssen bei den Impfraten dringend die besorgniserregende Lücke zwischen unseren Mitgliedstaaten schließen“, sagte sie. Dafür gelte es, das Bewusstsein weiter zu schärfen und Falschinformationen zu bekämpfen.

So gibt es zum Beispiel in Bulgarien massive Desinformation in den sozialen Netzwerken und weit verbreitete Vorurteile. Viele Menschen sind Impfgegner, auch Politiker wichtiger Parteien.

Von der Leyen forderte zudem dazu auf, stärkere Unterstützung für vergleichsweise arme Länder außerhalb der EU zu leisten. „Es muss noch mehr getan werden“, sagte sie. „Die Pandemie ist noch nicht überwunden.“

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(dpa)
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