Kommentar zu sechs Monaten Trump Katastrophal

Meinung · Trump hat dem mächtigsten Amt auf Erden mit seiner Ich-Besessenheit und intellektuellen Dürftigkeit die Würde genommen, kommentiert GA-Korrespondent Dirk Hautkapp.

Amerika zeigt nach sechs Monaten Chaos-Präsidentschaft unter Donald Trump Schleifspuren, von denen sich das Land lange nicht erholen wird. Nach innen hat er mit seiner auf Spaltung setzenden Regierung eine bedenkliche mentale Mobilmachung ausgelöst. Subkulturen vor allem auf der Rechten machen Front gegen Schwarze, Juden, Schwule, Demokraten und die Medien. Nach außen hat Trump eine neue Weltunordnung erzeugt, die aus Brandherden schleichend offene Feuer werden lässt. Im Nahen Osten vergrößert Saudi-Arabien mit Trumps Segen seinen unheilvollen Radius. Nordkoreas Diktator testbombt sich im Monatstakt näher an einen Showdown heran. Wohin man auch sieht: aufgerissene Baustellen, verstörte Bündnispartner, enttäuschte Wähler.

Wie will der mit historisch schlechten Umfragewerten ausgestattete Unternehmer die Kehrtwende schaffen und seiner Präsidentschaft endlich Ruhe und Richtung geben? Die Befürchtung ist berechtigt: gar nicht. Er kann nicht anders. Unter Trump ist das Weiße Haus zu einem Lügengebäude verkommen. Aus den historischen Mauern wird Amerika zum Leidwesen der ganzen Welt wie eine Bananenrepublik regiert.

Kaum ein Tag, an dem der Chef und seine konkurrierenden Denkschulen angehörenden Büchsenspanner das Land nicht für dumm verkaufen. Gesundheitsreform, Steuersenkungen, Mauerbau/Einwanderung, die Ertüchtigung der maroden Infrastruktur – die Arbeitsbilanz bei den wahlentscheidenden Themen fällt katastrophal aus. Trump schert das nicht. Er simuliert Politik. Er produziert Missverständnisse und Fehleinschätzungen mit Vorsatz und verklärt das Ganze zu einer neuen amerikanischen Unberechenbarkeit. Was für eine Schmierenkomödie.

Trump hat dem mächtigsten Amt auf Erden mit seiner Ich-Besessenheit und intellektuellen Dürftigkeit die Würde genommen. In einer komplexen Welt, in der alles mit allem zusammenhängt, ist das gemeingefährlich. Nicht ohne Grund ist die Angst vor einer kriegerischen Kettenreaktion nie so groß gewesen wie heute. Noch spricht nichts für ein Ende der kollektiven Halluzination, der sich Millionen Amerikaner bei der Wahl im November hingegeben haben. Wie dem Flötenspieler aus Hameln laufen gerade diejenigen immer noch hinterher, die am Ende (siehe: Krankenversicherung) die Gekniffenen sein werden. Bei ihnen ist die Fake-News-Saat Trumps aufgegangen. Sie glauben aus Prinzip keiner Nachricht, die „ihren“ Präsidenten in ein schlechtes Licht rückt.

Zur Wahrheit gehört aber auch dies: Weil die Demokraten bis auf ihre Trump-muss-weg-Botschaft weder personell noch programmatisch Substanz und Perspektive aufbieten können, könnte sich Trump über 2020 hinaus durchwursteln. Eine Vorstellung, die Schwindel auslöst. Nicht nur in Amerika.

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