Kommentar zur Parlamentswahl in Frankreich Konsequent

Meinung | Paris · Emmanuel Macron hat hoch gepokert mit seinem Versprechen eines Wechsels. Nun wird er spektakulär für diesen Wagemut belohnt. Ein Kommentar von GA-Korrespondentin Birgit Holzer.

 Eine Frau verlässt in Lyon eine Wahlkabine. Die Franzosen waren zum ersten Wahlgang ihrer Parlamentswahlen an die Urnen gerufen worden. Die Wahlbeteiligung war niedrig.

Eine Frau verlässt in Lyon eine Wahlkabine. Die Franzosen waren zum ersten Wahlgang ihrer Parlamentswahlen an die Urnen gerufen worden. Die Wahlbeteiligung war niedrig.

Foto: dpa

Auf Frankreichs Wähler war zuletzt Verlass, wenn es darum ging, einem neuen Präsidenten die notwendige Machtbasis zu geben, um regieren zu können. Meist wurde bei den Parlamentswahlen kurz nach dem Amtsantritt des Staatschefs dessen politische Richtung bestätigt und legitimiert – das erscheint konsequent, wenn man eine Blockadesituation vermeiden will.

Diese Tendenz zeigt nun auch die erste Runde der Parlamentswahlen, bei der sich Emmanuel Macrons Partei „La République en marche“ (REM) klar an die Spitze setzt. Nun steht Macrons Partei wohl vor einer absoluten Mehrheit in der Nationalversammlung. Und das überwiegend mit Kandidaten, die oft unerfahrene Politik-Novizen sind, aber für Erneuerung stehen. Um Bewerber der traditionellen Parteien, darunter einige prominente Gesichter, zu schlagen, reichte das Siegel REM – wie ein Gütezeichen.

Macron hat hoch gepokert mit seinem Versprechen eines Wechsels. Nun wird er spektakulär für diesen Wagemut belohnt. Denn lange schien ein Sieg des 39-Jährigen bei den Präsidentschaftswahlen ebenso unwahrscheinlich wie der Durchmarsch seiner Partei auch ins Abgeordnetenhaus. Macron hat das Bedürfnis nach einem Wandel gespürt, der kein kompletter Umsturz ist, aber auf eine konstruktive Zusammenarbeit in der Mitte des politischen Spektrums abzielt.

Die geringe Wahlbeteiligung zeigt allerdings, dass Macron trotz eines überwiegend gelungenen Starts noch längst nicht alle mitgerissen hat. Das aber gilt auch für die anderen Parteien, die keine glaubwürdige Alternative darstellen.

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