"Gerede unter Jungs" Melania Trump springt ihrem Mann zur Seite

New York · Donald Trump trifft nicht die Hauptschuld für seine sexistischen Aussagen - das sagt zumindest seine Frau Melania. Sie macht den Gesprächspartner ihres Mannes verantwortlich. Für den haben die Kommentare nun tatsächlich Konsequenzen.

 Donald Trump und Ehefrau Melania. Auch die 46-Jährige wittert eine große Verschwörung.

Donald Trump und Ehefrau Melania. Auch die 46-Jährige wittert eine große Verschwörung.

Foto: Michael Reynolds

Für Donald Trump läuft es derzeit denkbar schlecht. Nun holt seine Ehefrau Melania zum Gegenangriff gegen die Medien und das Clinton-Lager aus. Auch die 46-Jährige wittert eine große Verschwörung. Sie verteidigte seine frauenfeindlichen Aussagen verteidigte sie als "Gerede unter Jungs".

Er sei von dem Moderator Billy Bush dazu angestachelt worden, "dreckige und schlimme Sachen zu sagen", sagte das aus Slowenien stammende Ex-Model dem Sender CNN. In einem anderen Interview beschuldigte sie die Medien, ihrem Mann und ihrer Familie schaden zu wollen.

Es war das erste Mal, dass Melania Trump zu den frauenverachtenden Bemerkungen ihres 70-jährigen Mannes öffentlich das Wort ergriff. In dem Video, das am 7. Oktober verbreitet wurde, hört man ein Gespräch zwischen Trump und Bush, das sie im Jahr 2005 während einer Busfahrt geführt hatten. Damals waren Donald und Melania Trump seit weniger als einem Jahr verheiratet.

Der Unternehmer brüstet sich darin in vulgären Worten damit, dass er es sich als "Star" erlauben könne, Frauen unvermittelt zu küssen oder ihnen zwischen die Beine zu fassen. Er beschreibt auch einen Versuch, eine verheiratete Frau zu verführen.

Melania Trump hatte die Äußerungen bereits kurz nach ihrem Bekanntwerden als inakzeptabel bezeichnet, ihrem Mann aber verziehen. Bislang beschränkte sie sich auf schriftliche Erklärungen. Ohnehin tritt das ehemalige Model selten im Wahlkampf auf, auch Interviews sind rar, politisch Stellung bezieht sie so gut wie nie.

Ihre Auftritte bei CNN und Fox News waren nun ein Versuch des Trump-Lagers, von den negativen Schlagzeilen abzulenken. Trump hat die schlechteste Woche in seinem Wahlkampf hinter sich. In Umfragen führt seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton deutlich. In den vergangenen Tagen beschuldigten mehrere Frauen Trump, sie sexuell belästigt zu haben - etwa indem er sie unvermittelt geküsst oder begrapscht habe.

Der 70-Jährige wies die Vorwürfe als unwahr zurück. Seine Frau Melania sagte in dem CNN-Interview, sie glaube ihrem Mann: "Das wurde alles vom (politischen) Gegner organisiert." Die Aussagen der Frauen bezeichnete sie als Lügen.

Dem Sender Fox News sagte sie, es sei nur fair, dass ihr Mann die Vergangenheit von Ex-Präsident Bill Clinton zum Thema mache. Der Republikaner hatte in der vergangenen Woche eine Pressekonferenz mit Frauen gegeben, die Clinton sexueller Übergriffe bezichtigen. "Sie haben meine Vergangenheit aufgebracht, warum nicht?", sagte Melania Trump. Im Wahlkampf tauchten immer wieder Nacktfotos aus ihrer Zeit als Model auf.

Wie ihr Mann beschuldigte sie die Medien, Lügen zu verbreiten. Donald Trump behauptet seit Tagen, es gebe eine große Verschwörung gegen ihn. Er kämpft auch gegen Widerstand in seiner eigenen Partei. Das Video hatte einen Eklat ausgelöst. Etliche Republikaner distanzierten sich von ihrem Kandidaten.

Mit Spannung wird erwartet, wie sich Trump im TV-Duell am Mittwochabend (21.00 Uhr Ortszeit/ 03.00 Uhr MESZ) gegen seine demokratische Konkurrentin Clinton schlägt. Es ist das letzte Mal, dass die beiden Kandidaten vor der Wahl am 8. November direkt aufeinander treffen.

Für den Sender NBC waren die Aufnahmen unterdessen Grund, sich von dem Moderator Bush zu trennen. Das teilte Bushs Vorgesetzter in der "Today"-Show, Noah Oppenheim, in einem Schreiben an Mitarbeiter mit. Der Sender hatte Bush bereits vor einer Woche suspendiert. Der 45-Jährige ist Cousin des Altpräsidenten George W. Bush.

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