Drama um Flüchtlinge Minderjährige dürfen Rettungsschiff in Italien verlassen

Rom · Die einen dürfen europäischen Boden betreten. Mehrere jugendliche Migranten können das Schiff der italienischen Küstenwache verlassen. Für die anderen schaut es bisher schlecht aus. Der Blick richtet sich auch nach Berlin.

Nach tagelangem Warten an Bord durften die minderjährigen Migranten das Schiff "Diciotti" der italienischen Küstenwache in Sizilien verlassen.

Die rund 30 unbegleiteten Minderjährigen konnten in der Nacht zu Donnerstag im Hafen von Catania an Land gehen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, nun endlich die 27 Jugendlichen treffen zu können. Laut Innenministerium in Rom sind sie alle zwischen 14 und 16 Jahre alt.

Die übrigen der ursprünglich 177 Menschen, die das Schiff "Diciotti" vor einer Woche auf See aufgenommen hatte, durften allerdings weiterhin nicht aussteigen. Italiens Innenminister Matteo Salvini verlangt, dass auch andere EU-Länder Migranten von dem Schiff übernehmen.

Auch an Deutschland gab es eine Anfrage, jedoch zögert die Bundesregierung bisher mit einer Entscheidung. Aus dem römischen Innenministerium heißt es, dass die EU-Kommission für diesen Freitag eine Sitzung auf Arbeitsebene einberufen habe.

Salvini schimpfte auf die Migranten an Bord. "Auf der "Diciotti" sind nur illegale Einwanderer", erklärte der Chef der rechten Lega und Vize-Premier. Nach Medienberichten hat die Staatsanwaltschaft in Sizilien Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Freiheitsentzuges aufgenommen. "Es ist kein Unbekannter, ERMITTELT GEGEN MICH!", schrieb Salvini. "Ich bin es, der will, dass keine weiteren ILLEGALEN in Italien anlegen."

Das Schiff liegt seit Montagabend in dem sizilianischen Hafen. Die Migranten waren am Donnerstag vor einer Woche aus Seenot gerettet worden. Die populistische Regierung in Rom hat seit ihrem Amtsantritt im Juni bereits mehreren Schiffen die Einfahrt in die italienischen Häfen verweigert. Salvini will durchsetzen, dass Migranten nach Libyen zurückgebracht werden können - dort drohen ihnen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen allerdings Folter und Sklaverei.

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