Konflikte Mindestens 70 Tote bei Anschlagserie auf Schiiten in Bagdad

Bagdad · Die Terrorwelle im Irak reißt nicht ab. Auch am Dienstag sind wieder Schiiten das Ziel. Und wieder besteht kaum ein Zweifel, wer für die schwere Gewalt verantwortlich ist.

 In den schiitisch geprägten Stadtteilen Al-Schaab und Sadr City im Nordwesten Bagdads haben erneut Bomben zahlreiche Menschen in den Tod gerissen.

In den schiitisch geprägten Stadtteilen Al-Schaab und Sadr City im Nordwesten Bagdads haben erneut Bomben zahlreiche Menschen in den Tod gerissen.

Foto: Ahmed Ali

Bei mehreren Anschlägen und schweren Explosionen in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind mindestens 70 Menschen getötet worden. Die jüngste Terrorwelle setzte sich auf Märkten in den schiitisch geprägten Stadtteilen Al-Schaab und Sadr City im Nordwesten der Stadt fort.

Dort seien rund 150 Personen verletzt worden, berichteten Mitarbeiter umliegender Krankenhäuser und Augenzeugen. Beobachter identifizierten eine Frau in Al-Schaab als Selbstmordattentäterin. Zudem explodierte eine weitere Bombe in dem Bezirk - insgesamt starben dort mindestens 48 Menschen, mindestens 90 wurden verletzt. In einer zunächst nicht verifizierbaren Botschaft im Internet bekannte sich die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu der Tat.

Wenig später explodierte eine Autobombe auf einem Markt im Nachbarstadtteil Sadr City, der ebenfalls mehrheitlich von Schiiten bewohnt wird. Augenzeugen berichteten von mindestens 22 Toten und 57 Verletzten. Sicherheitskräfte sperrten alle Straßen in das Viertel. Öffentliche Einrichtungen wurden abgeriegelt.

Bei zwei Bombenexplosionen südlich von Bagdad starben zudem mindestens vier weitere Menschen.

Die USA verurteilten die Anschläge aufs Schärfste. "Allen, die von diesem schrecklichen Gewaltakt betroffen sind, sprechen wir unser tiefstes Beileid aus", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby.

In den vergangenen Tagen hatten mehrere schwere Anschläge, zu denen sich ebenfalls der IS bekannte, das Land erschüttert. Unter anderem wurden bei einer ersten Attentatsserie gegen Schiiten in Bagdad am vergangenen Mittwoch mehr als 90 Menschen getötet. Die Dschihadisten betrachten Angehörige dieser islamischen Konfession als Abtrünnige.

Am Sonntag übernahm der IS auch für den Angriff mehrerer Personen auf ein Gaskraftwerk die Verantwortung. In den vergangenen Tagen starben einschließlich der Opfer knapp 200 Menschen durch Terroranschläge im Irak.

Die Dschihadisten sind durch Offensiven der irakischen Armee und der mit ihr verbündeten US-geführten Militärkoalition unter Druck geraten und haben in den vergangenen Monaten Gebietsverluste hinnehmen müssen. Der IS kontrolliert aber immer noch große Teile im Westen und Norden des Landes. Die Gewalt kann als Machtdemonstration der Extremisten gesehen werden, trotz der Offensiven weiterhin zu großen Anschlägen fähig zu sein.

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