Kommentar zu Obama-Rede Mit Leidenschaft

Meinung · Das war keine Rede zur Lage der Nation, mit der Barack Obama seine Ehrenrunde im Weißen Haus einläutete. Das war die Rede zur Lage einer Nation, in der Extremisten wie Donald Trump und Ted Cruz eine tragende Rolle spielen könnten, wenn die Wähler in Amerika nicht rechtzeitig zur Besinnung kommen.

Ihnen galt die leidenschaftliche einstündige Predigt, mit der Obama dem durch Terror-Hysterie und Islam-Verunglimpfung verunsicherten Volk neuen Mut vermitteln wollte. Ohne die republikanischen Kaputtredner, die Obama bei der Wahl im November beerben wollen und das Land darstellen wie einen Endzeit-Film à la Mad Max, mit dem Namen zu erwähnen, war die Botschaft klar: Lasst euch nicht kirre machen von den Rattenfängern! Amerika ist und bleibt unangefochten stark - ökonomisch wie militärisch!

Dass Obama das prominenteste Podium - 30 Millionen Fernsehzuschauer - nutzte, um der im Wahlkampf grassierenden Realitätsverzerrung Paroli zu bieten, war lange überfällig.

Obama bediente sich zwar wie jeder Präsident vor ihm der alten Taktik: Sie täuschen Dynamik vor und treten in viele Fällen doch nur auf der Stelle. Guantánamo ist immer noch nicht geschlossen. Und trotz 14 Millionen neuer Jobs und einer boomenden Auto-Industrie spüren Millionen Mittelschichtler regelmäßig Unbehagen, wenn sie am Monatsende ins Portemonnaie schauen. Aber so mies, wie Trump & Co. ("Wir gewinnen nirgends mehr - es ist ein Desaster") den Zustand der Supermacht in kaum mehr steigerbarer Verantwortungslosigkeit beschreiben, sind die Dinge bei weitem nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Assange und das Recht
Kommentar zur aufgeschobenen Auslieferung Assange und das Recht
Zum Thema
Aus dem Ressort