USA/Russland Moskaus Held des Tages

Moskau · Zum ersten Mal erlebt Russland einen US-Präsidentschaftswahlkampf, in dem ein Kandidat Moskau offen unterstützt. Aber richtig trauen will man keinem der Anwärter.

Russlands Präsident Wladimir Putin beim Flotten-Tag in St. Petersburg.

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Der Vizepremier der russischen Krimregierung, Michail Scheremet, hat den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump auf die Krim eingeladen. „Wir freuen uns über alle Freunde, die sich bei uns erholen“, sagte Scheremet der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Trump ist Russlands Held des Tages. Der Republikaner erklärte am Sonntag erneut, er werde als Präsident die Anerkennung der Krim als Teil Russlands in Betracht ziehen. Außerdem verkündete er, er wolle das miserable Verhältnis zu Russland verbessern. „Wenn Russland uns helfen würde, den Islamischen Staat loszuwerden, könnten wir sehr viel Geld und Menschenleben erhalten.“

Trumps Äußerungen werden als Reaktion auf die Wahlkampfäußerungen seiner demokratischen Gegenkandidatin Hillary Clinton gewertet. Sie griff den Kreml wiederholt an. „Wir wissen, dass russische Geheimdienste das Nationalkomitee der Demokraten gehackt haben“, sagte sie am Sonntag. „Und wir wissen, dass Donald Trump eine besorgniserregende Bereitschaft zeigt, Putin zu unterstützen.“

Der Kreml wies Clintons Vorwürfe zurück. Aber dass Russland zum Hauptthema des Rennens um das Weiße Haus geworden ist, kommentiert auch Putin-Sprecher Dmitri Peskow mit Genugtuung: „Die russische Karte liegt während des Wahlkampfs auf den Schreibtischen aller Washingtoner Politiker ganz oben.“ Und die Zeitung RBK-Daily titelt: „Russland führt im amerikanischen Wahlkampf.“

Allerdings rätselt man auch in Moskau, wie Trumps Außenpolitik wirklich aussehen könnte. „Der Kreml wird versuchen, Trump auszunutzen und zu manipulieren,“ sagt der Politologe Michail Vinogradow. „Aber er wird ihm nicht trauen.“ Die Internetzeitung gazeta.ru warnt schon jetzt davor, das Thema Russland könne sich im Verlauf des US-Wahlkampfes weiter aufschaukeln und die Widersprüche zwischen Moskau und Washington noch vertiefen. Und der Publizist Maxim Schewtschenko räsoniert: „Clinton und Trump sind für Russland wie Wolf und Krokodil.“

Schon wird in Moskau spekuliert, ob die Amerikaner ihrerseits Cyberattacken gegen russische Behörden gestartet haben. Wie die Nachrichtenagentur Tass am Samstag meldete, hat der Inlandsgeheimdienst FSB einen fremden Computervirus entdeckt, der sich Zugang zu Geheiminformationen aus 20 staatlichen und militärischen Einrichtungen verschaffte. Die Operation sei professionell geplant und durchgeführt worden. „Die USA und Russland haben den 3. Weltkrieg im Internet ausgelöst“, kommentiert die Zeitung Nesawissimaja Gaseta.