Übung „Trident Juncture“ Nato-Manöver startet am Donnerstag in Norwegen

BERLIN · Mit 50.000 Soldaten, 250 Flugzeugen und 65 Schiffen probt die Nato das Zusammenziehen ihrer Kräfte bei einem Angriff auf einen Bündnispartner. Das Manöver ist auch eine Reaktion auf die russische Großübung „Wostok 2018“.

 Niederländische Soldaten bereiten sich auf den Flug nach Norwegen vor, wo das Nato-Großmanöver stattfindet.

Niederländische Soldaten bereiten sich auf den Flug nach Norwegen vor, wo das Nato-Großmanöver stattfindet.

Foto: AFP

Wenn die Nato ins Großmanöver zieht, dann richtig. Generalsekretär Jens Stoltenberg listet am Morgen im neuen Nato-Hauptquartier noch einmal die Zahlen auf: 65 Schiffe, 250 Flugzeuge, 10.000 Fahrzeuge, 50.000 Soldaten. Alles penibel vorbereitet.

Seit August verlegen alle 29 Mitgliedsstaaten Personal und Gerät nach Norwegen, sinnigerweise zugleich die Heimat von Nato-Generalsekretär Stoltenberg. Von San Diego in Kalifornien als äußerstem Punkt im Westen bis Izmir im Osten ziehe die Allianz Truppen zusammen. An diesem Donnerstag beginnt die Nato mit ihrer Übung „Trident Juncture“ („Dreizackiger Verbindungspunkt“) das größte Militärmanöver seit Ende des Kalten Krieges, das bis 7. November dauert. Deutschland ist mit 8000 Soldaten, 2000 Fahrzeugen, darunter auch Kampfpanzern, zweitgrößter Truppensteller in Norwegen – nach den USA.

Russland zu Beobachtung des Manövers eingeladen

Dabei betont Stoltenberg den weiter defensiven Charakter des Bündnisses, sagt aber auch: „Wenn sich die Welt verändert, muss sich auch die Nato verändern.“ Russland sei im Nato-Russland-Rat über das Großmanöver informiert und eingeladen worden, ebenso wie Weißrussland, Beobachter zu der Übung zu schicken. Die Nato setze dabei auf Transparenz. Russland habe die Einladung auch angenommen. Erst im September hatte Russland mit einer eigenen Großübung „Wostok 2018“ („Osten 2018“) mit angeblich bis zu 300.000 Soldaten, 80 Schiffen, 1000 Flugzeugen sowie 36.000 Panzern und Militärfahrzeugen für Schlagzeilen gesorgt. Ein Manöver dieser Größenordnung, an dem auch Soldaten der Mongolei und Chinas teilnahmen, hatte es selbst zu alten sowjetischen Zeiten, als der Westen noch erklärter Feind war, nicht gegeben. Im Jahr zuvor hatte Russland mit einem Manöver „Sapad 2017“ („Westen 2017“) nahe der Grenze zum Baltikum, dessen Staaten alle Nato-Mitglieder sind, für Unruhe im westlichen Bündnis gesorgt.

Nun also sammelt die Nato ihre Kräfte, stimmt Abläufe ab und zeigt dabei auch militärisch Muskeln. Bei „Trident Juncture“ trainiert die Nato ihre Fähigkeiten, Truppen aus anderen Teilen Europas sowie aus den USA und Kanada schnell zusammenzuziehen. Dabei ist der Angriff auf einen Verbündeten simuliert, was den Beistandspakt nach Artikel fünf des Nato-Vertrages auslösen würde.

Stoltenberg betont, die Übung „Trident Jucture“ finde nicht direkt an der russischen Grenze statt. Das Kerngebiet für die Übung der Landstreitkräfte sei etwa 1000 Kilometer von der norwegisch-russischen Grenze entfernt. Der Nato-Generalsekretär setzt dabei auf professionelles Verhalten Russlands. Dann werde es auch zu keinen Problemen kommen.

„Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg“

Seit Beginn des Ukraine-Konfliktes Anfang 2014 hat sich das Verhältnis zwischen der Nato und Russland deutlich verschlechtert. In Folge der russischen Aggression verstärkte das westliche Bündnis demonstrativ seine Präsenz an der Nato-Ostflanke. In den vergangenen Jahren meldete die Nato immer wieder Verletzungen des Luftraums oder Provokationen durch russische Jagdflugzeuge im baltischen Luftraum oder in dessen Nähe.

Noch beim Nato-Gipfel 2016 in Warschau hatte Stoltenberg Moskau vor einer Aggression gegen die baltischen Staaten oder Polen gewarnt. Ein Angriff auf die Alliierten sei als Angriff auf das gesamte Bündnis zu werten, verwies Stoltenberg auf den in Artikel fünf des Nordatlantikvertrages festgeschriebenen Beistandspakt. Stoltenberg: „Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg.“ Man wolle vielmehr eine konstruktive Zusammenarbeit mit Russland.

Vor dem Hintergrund des von US-Präsident Donald Trump angekündigten Ausstieg aus dem INF-Vertrag über atomare Mittelstreckenraketen sagte Stoltenberg: „Der Vertrag funktioniert nicht, wenn ihn nur eine Seite einhält.“ Nach den Worten von Stoltenberg haben die USA den INF-Vertrag respektiert, während Russland mit der Stationierung neuer Marschflugkörper den Vertrag verletzt habe. Er glaube allerdings nicht, dass als Reaktion auf neue russische Raketen nun weitere Atomwaffen in Europa stationiert würden.

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