US-Wahlkampf Neuer Ärger für Hillary Clinton

Washington · Der neueste Vorwurf im Zuge der E-Mail-Affäre der Präsidentschaftskandidatin lautet Vetternwirtschaft. Das spielt ihrem Konkurrenten in die Hände.

In der Affäre um die Nutzung eines privaten E-Mail-Kontos von Hillary Clinton sind 15 000 weitere Nachrichten aufgetaucht.

In der Affäre um die Nutzung eines privaten E-Mail-Kontos von Hillary Clinton sind 15 000 weitere Nachrichten aufgetaucht.

Foto: dpa

Der leichtsinnige Umgang mit E-Mails in ihrer Amtszeit als Außenministerin verfolgt Hillary Clinton seit über einem Jahr. Er hat die Glaubwürdigkeit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin ungeachtet des rasanten Sinkflugs ihres Rivalen Donald Trump massiv beschädigt. Knapp 75 Tage vor der Wahl destillieren ihre politischen Gegner aus den öffentlich gewordenen digitalen Depeschen einen Verdacht, der noch schwerer wiegt: Vetternwirtschaft zugunsten von Geldgebern, die vorher an eine von Ehemann Bill Clinton gegründete und inzwischen milliardenschwere Wohltätigkeitsstiftung gespendet hatten.

Mal ging es darum, einem britischen Fußballspieler mit dubioser Vergangenheit bei einem Visum zu helfen. Mal gelüstete einem bahrainischen Kronprinzen nach einem Vier-Augen-Gespräch mit „Madame Secretary“. Mal war es der U2-Rocker Bono, der bei Konzerten eine Liveschaltung zur Internationalen Raumstation ISS gelegt haben wollte. In allen drei Fällen, die durch eine neue Welle von E-Mails bekannt geworden sind, die auf richterliche Anordnung öffentlich wurden, wandten sich die Bittsteller diskret über den Umweg der Clinton-Stiftung an die engste Beraterin von Hillary Clinton: Huma Abedin. Mal zeigte sich die Diplomatin zögernd, mal entschlossen, um für die Erfüllung der Wünsche zu sorgen.

Für Tom Fitton, Präsident der rechtskonservativen Lobby-Organisation „Judicial Watch“, die den Clintons seit über 20 Jahren auf den Fersen ist, ergeben die E-Mails ein klares Bild: „Die Clintons haben private und staatliche Geschäfte miteinander vermengt.“ Der Republikaner spielt damit Donald Trump in die Hände.

Der in Umfragen stark zurückgefallene republikanische Präsidentschaftskandidat verlangt die Schließung der Stiftung. Es handele sich um ein „korruptes Unternehmen“, sagte er. Trumps Kritiker halten dem entgegen, dass Stiftungsspender leichteren Zugang zu Clinton hatten. Von „speziellen Gefallen“ könne aber nicht die Rede sein. Indizien: Weder das Fußballervisum noch die Leitung ins All seien zustande gekommen. Dass solche Fakten in der amerikanischen Öffentlichkeit nur bedingt verfangen werden, hat sich Clinton nach Ansicht von US-Kommentatoren selbst zuzuschreiben.

Während ihrer Zeit als Außenministerin unter Obama hatte Clinton gegen alle Gepflogenheiten ihren kompletten E-Mail-Verkehr über einen Server schicken lassen, der in ihrem Privathaus installiert war. Die Bundespolizei FBI ermittelte, ob Clinton dabei die nationale Sicherheit Amerikas gefährdet hat. 30 000 digitale Botschaften ließ Clinton vorab löschen. Dabei soll es sich um private Korrespondenzen gehandelt haben. 50 000 Datensätze wurden von ihren Anwälten an die Behörden übergeben. Die Ermittlungen sind beendet. FBI-Chef James Comey, ein Republikaner, erkannte kein strafwürdiges Handeln. Er bescheinigte Clinton aber ein Verhalten von „besorgniserregender Leichtsinnigkeit“.

Zwei Monate vor dem Urnengang ist die Gefahr deshalb für Clinton noch lange nicht gebannt. Gerade sind weitere 15 000 E-Mails Hillary Clintons aufgetaucht, über deren Veröffentlichung Richter bis Ende September entscheiden werden. Dort könnten neue Tretminen versteckt sein.

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