Innerkoreanische Annäherung gefährdet Nordkorea hält einen Tag vor Olympia-Beginn eine Militärparade ab
Peking · Obwohl die USA die Führung in Pjöngjang explizit dazu aufgefordert hatte, einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea auf die Militärparade zu verzichten, hielt Machthaber Kim Jong Un am Donnerstag seine Waffenschau ab.
Soldaten im Stechschritt? Hat es gegeben. Ebenso Dutzende Panzer, Lastwagen mit winkenden Soldaten und andere Militärfahrzeuge, wie sie im Konvoi an jubelnden Menschen vorbeirollen. Und doch ging es bei der Militärparade am Donnerstag in Pjöngjang anders zu als bei vergangenen Paraden: Nordkoreas Staatsfernsehen übertrug das Aufgebot nicht live. Und als die Bilder am Nachmittag dann doch über den Bildschirm flimmerten, war die Parade vorbei. Und noch etwas fiel auf: Interkontinentalraketen, bei den vergangenen Malen der Stolz der Armee – wurden nur am Rande gezeigt.
Obwohl die USA die Führung in Pjöngjang explizit dazu aufgefordert hatte, einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea auf die Militärparade zu verzichten, hielt Machthaber Kim Jong Un am Donnerstag seine Waffenschau ab. „Wir lassen uns von niemandem vorschreiben, wann wir unsere Paraden abhalten“, hieß es zuvor in einem Leitartikel der Parteizeitung „Rodong Sinmun“.
Anlass dieser Militärparade ist die Gründung von Nordkoreas Volksarmee vor 70 Jahren.
In den vergangenen Jahren hatte Nordkorea diesen Tag stets im April gefeiert. Im Dezember kündigte der Machthaber an, er wolle die Feierlichkeiten auf den 8. Februar vorziehen, also einen Tag vor Beginn der Winterspiele in Südkorea. Zu dem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, dass Nordkorea an den Spielen teilnehmen würde.
Zur Überraschung der Weltgemeinschaft hatte der nordkoreanische Machthaber am 1. Januar in seiner Neujahrsrede den Wunsch geäußert, dass die Athleten seines Landes gerne zu den Spielen ins südkoreanische Pyeongchang kommen würden. Binnen weniger Stunden einigten sich die beiden verfeindeten Staaten darauf, dass nicht nur nordkoreanische Athleten teilnehmen dürfen. Die Athleten beider Länder wollen bei der Eröffnungsfeier auch gemeinsam unter einer Flagge ins Olympiastadion einziehen.
Es sind denn auch widersprüchliche Signale, die Nordkorea derzeit aussendet. Auf der einen Seite ist das Kim-Regime um versöhnliche Gesten bemüht. Mit der Militärparade provoziert der Diktator jedoch auf der anderen Seite kräftig weiter.
Um das Verwirrspiel komplett zu machen, ist seit Mittwoch zudem klar, dass Kim Yo Jong, die Schwester des Diktators, an der Eröffnungsfeier in Pyeongchang teilnehmen wird. Sie ist Vizedirektorin der mächtigen Propagandaabteilung der Arbeiterpartei und Teil der offiziellen nordkoreanischen Regierungsdelegation. Das ist das erste Mal seit Ende des Korea-Kriegs, das ein Familienmitglied des mächtigen Kim-Clans südkoreanischen Boden betritt.
Mit den USA setzt das Kim-Regime hingegen weiter auf Konfrontation und lehnt Gespräche mit dem ebenfalls bei der Eröffnungsfeier anwesenden US-Vizepräsidenten Mike Pence ab. Nordkorea habe nie um einen Dialog mit den USA gebettelt, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA das nordkoreanische Außenministerium. „Wir haben nicht vor, die USA bei unserem Besuch in Südkorea zu treffen.“ Die nordkoreanische Delegation werde lediglich das Sportereignis feiern und die Spiele nicht für politische Zwecke nutzen.