Afrikanische Seuche NRW-Landwirte fürchten Schweinepest

Düsseldorf/Geldern · Die afrikanische Schweinepest droht auf NRW überzugreifen. Die Behörden treffen umfassende Schutzmaßnahmen. Das Umweltministerium führt Krisenübungen durch. Die Gefahr der Einschleppung sei hoch.

Der Schweinestall von Wilhelm Hellmanns wird gut geschützt. „Wir achten darauf, dass keine Unbefugten hineingelangen“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft in Geldern. „Jeder muss vorher seine Kleidung ablegen und einen Overall anziehen.“ Zu groß sei die Gefahr, dass Krankheitserreger in den Stall geschleppt werden. „Hygiene ist das A und O. Das ist der beste Schutz gegen die afrikanische Schweinepest“, sagt der Landwirt vom Niederrhein.

Die Seuche ist nicht mehr weit weg. Nachdem in Belgien infizierte Wildschweine entdeckt wurden, wächst auch in Nordrhein-Westfalen die Sorge vor dem Ausbruch der Krankheit – zumal die Fälle nur etwa 60 Kilometer vor der deutschen Grenze aufgetreten sind. Die Gefahr der Einschleppung sei hoch, sagte eine Sprecherin von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) unserer Redaktion. Die Landesregierung sei sich des Ausbruchsrisikos bewusst und treffe daher alle Maßnahmen für den Ernstfall, „aber vor allem auch solche zur Vorsorge, damit ein Ausbruch möglichst verhindert wird“, so die Sprecherin.

Der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) spricht von einer großen Nervosität, die sich unter den Schweinehaltern ausbreite. Im Ernstfall muss sofort gehandelt werden. Denn die Seuche ist hochansteckend und breitet sich schnell aus. Im Rheinisch-Bergischen Kreis sowie in den Kreisen Steinfurt und Recklinghausen fanden auf Initiative des Umweltministeriums bereits erste Krisenübungen statt, um für den Notfall gewappnet zu sein. „Sobald ein Fall hier auftritt, muss der Fundort in einem Radius von zehn Kilometern umzäunt werden“, sagt Hellmanns. „Alle Wildschweine, die sich darin befinden, müssen erlegt werden. Und man muss hoffen, dann auch alle Wildschweine erwischt zu haben“, sagt der Landwirt. In Belgien ist bereits ein Seuchengebiet von 630 Quadratkilometern eingerichtet worden.

Wirtschaftlich enormer Schaden

Sobald nur ein einziger Fall in Deutschland offiziell bestätigt werden sollte, wäre der wirtschaftliche Schaden für die Landwirte enorm, sagt Hellmanns. Denn das Schweinefleisch will außerhalb von Europa dann niemand mehr haben, ein Exportstopp wird verhängt. „Wir schätzen, dass ein Schaden von zwei Milliarden Euro entstehen wird“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft.

Für den Menschen ist die afrikanische Schweinepest ungefährlich. Die Infektion führt aber sowohl bei Haus- als auch bei Wildschweinen zu einer schweren Erkrankung, die fast immer tödlich endet. Verursacht wird die Erkrankung durch ein Virus. Schuld an der Ausbreitung ist der Mensch. Denn die Seuche verbreitet sich unter anderem durch Lebensmittelreste aus osteuropäischen Fleisch- und Wurstwaren, die von Fernfahrern aus diesen Staaten häufig während der Fahrt auf den Seitenstreifen entsorgt werden. „Wir haben deshalb Informationsblätter für ausländische Mitarbeiter zur Verfügung gestellt, in denen in verschiedenen Sprachen davor gewarnt wird, Fleisch mitzubringen und zu entsorgen“, erklärt die RLV-Sprecherin.

Die Behörden in NRW führen ein intensives Monitoring bei erlegten und anderen toten Wildschweinen durch, um eine mögliche Infektion frühzeitig entdecken zu können. Die Bevölkerung (inklusive Jäger) ist dazu aufgerufen, Funde von toten Wildscheinen unmittelbar dem Landesumweltamt zu melden. Zentral kümmert man sich dort in Abstimmung mit den Kommunen um die schnelle Sicherung und Untersuchung des aufgefundenen Wildschweins. „Bisher ist uns aber noch kein positiv auf afrikanische Schweinepest getestetes Wildschwein bekannt“, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums.

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