Atom Obama besucht Atombomben-Gedenkstätte in Hiroshima

Washington · Vor fast 71 Jahren fiel die erste Atombombe aus einem US-Bomber auf die japanische Stadt Hiroshima. Barack Obama wird als erster Präsident im Amt die Stätte besuchen. Eine Entschuldigung ist nicht zu erwarten.

 Blick auf den Friedenspark mit dem Friedensdenkmal in Hiroshima.

Blick auf den Friedenspark mit dem Friedensdenkmal in Hiroshima.

Foto: Kimimasa Mayama

Historischer Besuch an einer Stätte der Zerstörung: Barack Obama wird Ende Mai als erster US-Präsident die japanische Stadt Hiroshima besuchen. Dort hatte die US-Luftwaffe am 6. August 1945 erstmals in der Geschichte eine Atombombe abgeworfen.

Drei Tage später folgte der Atombombenabwurf auf die Stadt Nagasaki. Die Folge waren der Tod von weit über 200 000 Menschen sowie schwere Strahlenschäden für die Bevölkerung teils über Generationen. Japan, das damals weite Teile Ostasiens besetzt gehalten hatte, kapitulierte wenig später.

Die beiden Atombombeneinsätze in Japan blieben die bisher einzigen in der Kriegsgeschichte. Barack Obama will mit seinem Besuch dafür werben, dass das auch so bleibt. Obama werde die historische Stätte gemeinsam mit Japans Ministerpräsident Shinzo Abe besuchen, hieß es aus dem Weißen Haus. Der US-Präsident wolle ein Signal setzen für eine friedliche Welt ohne Atomwaffen. Ein konkreter Termin für den Besuch wurde nicht genannt, er soll aber zum Abschluss von Obamas Asien-Reise stattfinden, die am 28. Mai endet.

Den Befehl zum Einsatz der damals völlig neuartigen Waffen hatte US-Präsident Harry S. Truman gegeben, als er sich gerade in Potsdam aufhielt. 16 Stunden später wandte sich der Präsident von seinem Büro auf dem Schiff USS Augusta aus an die amerikanische Öffentlichkeit.

"Vor kurzer Zeit hat ein amerikanisches Flugzeug eine Bombe auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen und deren Nutzen für den Feind zerstört. Diese Bombe hat mehr Sprengkraft als 20 000 Tonnen TNT", sagte Truman, ohne näher auf die eigentliche Problematik nuklearer Sprengsätze einzugehen.

Auch mit der Sprengkraft sollte er sich täuschen. Sie wurde später auf 13 000 Tonnen TNT nach unten korrigiert. Die USA hatten den Sprengkörpern die verharmlosenden Namen "Little Boy" und "Fat Man" gegeben.

Der seit Wochen in Washington und Tokio heiß diskutierte Besuch wird wohl keine offizielle Entschuldigung der USA an das japanische Volk beinhalten. Aus der offiziellen Sicht des Weißen Hauses ist eine solche Entschuldigung Obamas nicht angezeigt. "Stattdessen wird er eine eher vorwärts orientierte Vision für eine gemeinsame Zukunft entwerfen", schrieb Obamas außenpolitischer Berater, Ben Rhodes, am Dienstag in der US-Publikation "Medium".

Obama wird im angelaufenen Wahlkampf um seine Nachfolge von republikanischer Seite scharf dafür kritisiert, dass er sich international zu defensiv bewegt und sich zu oft für das Vorgehen des US-Militärs entschuldigt.

Vor Obama hatte bereits US-Außenminister John Kerry Hiroshima besucht. Zudem gab es 2009 bereits erste Anläufe seitens der Obama-Administration, doch damals wurde ein Besuch von japanischer Seite noch als "zu früh" zurückgewiesen. Der spätere US-Präsident Richard Nixon hatte Hiroshima vor seiner Amtszeit besucht, Jimmy Carter folgte nach seinem Ausscheiden aus dem Oval Office.

Ministerpräsident Shinzo Abe begrüßte den Schritt Obamas aus "tiefstem Herzen". "Die Entschlossenheit, eine Welt ohne Atomwaffen von einer von Atomwaffen zerstörten Stadt aus in die Realität umsetzen zu wollen, das wird signifikant sein für die nächste Generation", sagte Abe.

Auch die Vereinten Nationen begrüßten die Reise. "Wir hoffen, der Besuch ist eine weltweite Botschaft dafür, dass wir nukleare Abrüstung brauchen", sagte ein Sprecher von Generalsekretär Ban Ki Moon.

Japan und die USA haben in Asien neben wirtschaftlichen auch gemeinsame sicherheitspolitische Interessen. Chinas Ansprüche im Chinesischen Meer könnten ein Thema der Gespräche sein, genauso wie die undurchsichtige Situation in Nordkorea, dessen von Machthaber Kim Jong verfolgtes Atomprogramm als Bedrohung gesehen wird.

Bevor Obama japanischen Boden betritt, wird er seine Asien-Reise beim einstigen Kriegsgegner in Vietnam starten. Dort solle es bei Gesprächen mit der vietnamesischen Führung um den Ausbau der bilateralen Beziehungen gehen, hieß es aus Washington. In Hanoi werde Obama eine Rede zum Verhältnis der USA und Vietnams halten.

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