Jemen-Krise angeprangert Papst beginnt historischen Besuch in Abu Dhabi

Rom/Abu Dhabi · Mit viel Pomp feiern die Emirate schon jetzt einen Besuch von Papst Franziskus. Immerhin war noch nie zuvor ein Pontifex auf der Arabischen Halbinsel. Kurz vor dem Abflug hat der Papst aber eine heikle Botschaft an seine Gastgeber.

 Papst Franziskus wird am Flughafen von Abu Dhabi von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen.

Papst Franziskus wird am Flughafen von Abu Dhabi von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen.

Foto: Andrew Medichini/AP

Papst Franziskus hat vor seinem historischen Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Krise im Jemen angeprangert - und damit auch seine Gastgeber angesprochen.

"Ich verfolge mit großer Sorge die humanitäre Krise im Jemen. Die Bevölkerung ist erschöpft von dem langen Konflikt und viele Kinder leiden an Hunger", sagte das katholische Kirchenoberhaupt vor Gläubigen am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom kurz vor seinem Abflug nach Abu Dhabi. Dort landete er am Abend und wurde von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan in Empfang genommen. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel.

Der Pontifex wird Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten bis Dienstag besuchen. Die Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz in dem verheerenden Bürgerkrieg im Jemen. "Beten wir kräftig. Das sind Kinder - die Hunger haben, die Durst haben, die keine Medizin haben, die in Gefahr sind zu sterben", sagte Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

Bei den Angriffen der Militärkoalition kommen immer wieder Zivilisten ums Leben. Der Jemen-Krieg im Süden der Arabischen Halbinsel hat sich seit 2015 nach UN-Angaben zur schwersten humanitären Krise der Welt ausgewachsen.

Im Zentrum der historischen Reise in das islamische Land steht ein interreligiöses Treffen, das am Montag beginnt. Daran sollen Hunderte Vertreter verschiedener Religionen teilnehmen. Franziskus fördert seit Beginn seiner Amtszeit den Dialog von Muslimen und Katholiken.

Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien sind Christen in den Emiraten frei, ihre Religion auszuüben und Kirchen zu bauen. Der Vatikan spricht von etwa 900.000 Katholiken in dem Land, rund zehn Prozent der Bevölkerung.

Ein Großteil der Bevölkerung sind Migranten, die vor allem aus Asien zum Arbeiten in reiche Städte wie Abu Dhabi oder Dubai gekommen sind. Die Kluft zwischen Arm und Reich und Migration im Allgemeinen sind weitere Themen, die Franziskus am Herzen liegen.

Die Emirate wollen mit dem Besuch Toleranz demonstrieren. Organisationen wie Amnesty International weisen jedoch auch auf Menschenrechtsverstöße hin; Aktivisten säßen in Haft. Auch gilt in den Emiraten noch die Todesstrafe - eine Maßnahme, die Franziskus strikt ablehnt.

Amnesty erklärte, die Emirate versuchten, sich mit dem Pomp um den Besuch einen Anstrich von Toleranz zu geben. "Es braucht mehr als symbolische Treffen, um die entsetzliche Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu übertünchen", sagte Nahost-Expertin Lynn Maalouf in einer Mitteilung.

Nach der Ankunft standen am Sonntag keine Termine für den Papst an. Am Montag wird er offiziell von Kronprinz Mohammed bin Said Al Nahjan empfangen. Danach steht ein Treffen mit dem Muslimischen Ältestenrat in der Scheich-Said-Moschee an. Abschließend hält Franziskus auf dem interreligiösen Treffen eine Ansprache. Am Dienstag werden zu einer Messe in einem Sportstadion rund 130.000 Gläubige erwartet - viele sollen auch aus den Nachbarstaaten anreisen.

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