Franziskus in Myanmar Papst vermeidet bei Myanmar-Besuch das Wort Rohingya

Bangkok · Franziskus auf diplomatisch schwierigem Parkett: Der Papst folgte am Dienstag bei seinem ersten Besuchstag in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw dem Wünschen seines Kardinals Charles Maung Bo und schlug einen Bogen um das Wort Rohingya.

Statt dessen begnügte Franziskus sich mit der allgemeinen Formulierung, das Land müsse den „Respekt der Rechte derjenigen garantieren, die dieses Land als ihre Heimat betrachten“ und dürfe niemand ausschließen.

Kardinal Bo hatte den Papst davor gewarnt, die islamischen Rohingya beim Namen zu nennen – Wochen bevor 620.000 Rohingya vor einer Säuberungspolitik der verbrannten Erde durch die Sicherheitskräfte ins benachbarte Bangladesch flohen.

Menschenrechtler in aller Welt reagierten empört, Myanmars De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi war dagegen zufrieden. Sie führte das Vokabel-Tabu bei ihren Behörden ein. Nationalistische Bürger Myanmars, die Streitkräfte, die meisten buddhistischen Mönche und die Regierung des Landes verweigern den Rohingya seit Jahren die Anerkennung als Staatsbürger.

Vor den letzten Wahlen im November des Jahres 2015 wurde der Hass auf die Minderheit, die auch im Nachbarland Bangladesch nicht gerne gesehen wird, von Gegnern der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geschürt. Sie hofften, ihre Siegeschancen zu schmälern.

Das Kalkül ging zwar nicht auf. Aber inzwischen genießt Armeechef Min Aung Hlaing, dem Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden, dank der Vertreibung der Rohingya einen Grad an Popularität in Myanmar, wie kein anderer General sie während der vergangenen Jahrzehnte genossen hat. Selbstbewusst teilte Min Papst Franziskus bei einem kurzen Gespräch mit, es gebe keine religiöse Diskriminierung in Myanmar. Dabei durften bei den letzten Wahlen auch muslimische Kandidaten, die nicht zu den Rohingya gehören, nicht als Kandidaten antreten.

Aber Papst Franziskus ist in Myanmar, um „Frieden für alle“ zu fördern. Kardinal Bo hatte gewarnt, dass die 700 000 Katholiken des Landes – rund ein Prozent der Bevölkerung – die Rache buddhistischer Hassprediger fürchten müssten, sollte er tatsächlich das verpönte R-Wort in den Mund nehmen.

Seiner internationalen Glaubwürdigkeit tat das katholische Oberhaupt keinen Gefallen. Die Gläubigen Myanmars aber werden es dem Papst danken. Denn der Katholizismus wurde zwar einst von den Portugiesen in das südostasiatische Land gebracht. Heute gehören viele Katholiken aber zu ethnischen Minderheiten, die in Myanmars Grenzregionen leben.

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