Wahlen Philippinen-Wahl: Umstrittener Duterte auf Siegeszug

Manila · Analysten fürchten um die Demokratie auf den Philippinen: Der derbe Sprücheklopfer Duterte liegt bei der Präsidentenwahl vorn. Ein Diktatorensohn könnte sein Vize werden.

 "Wenn ich Präsident werde, wird es blutig", kündigte Duterte im Wahlkampf an.

"Wenn ich Präsident werde, wird es blutig", kündigte Duterte im Wahlkampf an.

Foto:  Ritchie B. Tongo

Ein umstrittener Bürgermeister mit dubiosen Machtmethoden hat bei den Präsidentenwahlen auf den Philippinen nach ersten Auszählungen wie erwartet die Nase vorn.

Rodrigo Duterte(71) hat Säuberungsaktionen gegen Kriminelle und Korrupte innerhalb seiner ersten sechs Amtsmonate angekündigt und gedroht, das Parlament aufzulösen, wenn die Abgeordneten sein Programm nicht mittragen wollen.

Analysten warnten, dass das Land unter Duterte 30 Jahre nach der Entmachtung und Vertreibung von Ferdinand Marcos erneut in die Diktatur abrutschten könnte. Duterte machte mit derben Sprüchen und unverschämten Witzen Schlagzeilen. Der Sohn von Marcos, Bongbong Marcos, führte bei der Wahl des Vizepräsidenten, der auf den Philippinen separat vom Präsidenten gewählt wird.

Nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen lag Duterte mit fast elf Millionen Stimmen deutlich vor der Zweitplatzierten. Senatorin Grace Poe kam bis dahin auf etwas mehr als sechs Millionen Stimmen, wie die Behörden mitteilten.

"Wenn ich Präsident werde, wird es blutig", kündigte Duterte im Wahlkampf an. In der Millionenstadt Davao, wo der 71-Jährige Bürgermeister ist, wurden in den vergangenen 18 Jahren mehr als 1400 Kleinkriminelle umgebracht, ohne dass je Täter vor Gericht kamen. Nach Angaben von Menschenrechtlern waren Todesschwadronen am Werk, die ohne Rückendeckung des Bürgermeisters nicht agieren könnten.

Am Wahltag gab er sich versöhnlich. "Ich strecke meinen Gegnern meine Hand entgegen. Lasst uns versöhnen. Wir sind für die Sicherheit dieses Landes verantwortlich", sagte er nach der Stimmabgabe. Am Wahltag kamen nach Polizeiangaben mindestens zwölf Menschen bei Schießereien um. Darunter waren sieben Anhänger eines Bürgermeisters in der Provinz, die Gerüchten über Wahlbetrug nachgehen wollten.

In dem einzigen katholischen Staat Asiens lebt trotz Wachstumsraten von zuletzt gut sieben Prozent etwa ein Viertel der gut 100 Millionen Einwohner in bitterer Armut.

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