Fall Khashoggi Pompeo nimmt saudischen Kronprinzen in Schutz

Buenos Aires · Steckt der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hinter dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi? US-Außenminister Mike Pompeo sagt, die US-Geheimdienste hätten dafür keine harten Beweise. Neu bekannt gewordene CIA-Informationen zu dem Fall sind allerdings brisant.

Nach neuen Enthüllungen um die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi hat US-Außenminister Mike Pompeo den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Schutz genommen.

"Ich habe alle Geheimdienstinformationen gelesen, die im Besitz der Regierung der Vereinigten Staaten sind", sagte Pompeo dem US-Sender CNN am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires am Samstag. "Es gibt keinen direkten Beweis, der ihn mit dem Mord an Jamal Khashoggi verbindet." Zuvor hatte das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Quellen des Geheimdienstes von verdächtigen Nachrichten berichtet, die der Thronfolger zur Zeit des Mordes geschrieben habe.

Kronprinz Mohammed wird verdächtigt, vom Mord an Khashoggi Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul gewusst oder ihn sogar angeordnet zu haben. Der im US-Exil lebende Kolumnist der "Washington Post" hatte dort nur Dokumente für seine Hochzeit abholen wollen, wurde aber von einem saudischen Killer-Kommando erwartet. Dies gab Riad mittlerweile zu, beteuert jedoch, dass der mächtige Mohammed bin Salman nichts davon gewusst habe. US-Präsident Donald Trump hatte deutlich gemacht, dass eine Mitwisserschaft möglich sei, er deswegen aber nicht die Partnerschaft und Geschäfte mit Saudi-Arabien unter anderem im Rüstungsbereich aufs Spiel setzen wolle.

Pompeo sagte: "Es bleibt eine wichtige Beziehung und wir streben an, diese Beziehung mit dem Königreich Saudi-Arabien beizubehalten." Auf die Frage, ob der US-Auslandsgeheimdienst CIA zu dem Schluss gekommen sei, dass Kronprinz Mohammed wahrscheinlich in den Mord involviert gewesen sei, sagte Pompeo: "Ich kann Geheimdienstangelegenheiten oder CIA-Schlussfolgerungen nicht kommentieren."

Das "Wall Street Journal" berichtete am Samstag, die CIA sei in bislang nicht veröffentlichten Dokumenten mit "mittlerer bis hoher" Sicherheit zu der Einschätzung gelangt, dass der Kronprinz Khashoggis Tod "wahrscheinlich angeordnet" habe. Es fehlten aber direkte Belege, dass der Kronprinz einen Tötungsbefehl erteilt habe.

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf diese CIA-Dokumente, der Kronprinz habe mehrere Nachrichten an einen engen Vertrauten geschickt, der das Killerkommando für Khashoggi gesteuert habe. Konkret gehe es um mindestens elf Nachrichten, die er in den Stunden vor und nach dem Mord an seinen persönlichen Berater Saud al-Kahtani geschickt habe.

Der Inhalt der Nachrichten sei der CIA nicht bekannt. In welcher Form sie gesendet wurden, gehe aus den Dokumenten nicht hervor. "Wir bewerten es als sehr unwahrscheinlich, dass dieses Team (...) die Operation ohne die Autorisierung von Mohammed bin Salman durchgeführt hat", zitierte das "Wall Street Journal" aus den CIA-Dokumenten.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte beim G20-Gipfel erneut eine Aufklärung des Falls. Er kritisierte die "Widersprüche und Lügen" in der offiziellen saudischen Darstellung des Falls. Auch Kronprinz Mohammed hatte an dem G20-Gipfel in Argentinien teilgenommen. Am Sonntagmorgen verließ der erst 33-Jährige Südamerika nach Angaben der staatlichen saudischen Nachrichtenagentur Spa in Richtung Algerien, wo er am Abend nach einem Zwischenstopp in Mauretanien zu einem zweitägigen Besuch erwartet wurde.

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