Krieg in der Ukraine Putins Fundament zeigt erste Risse

Analyse | Moskau · Geheimdienste berichten über Zerwürfnisse im innersten Moskauer Machtzirkel. Russlands Präsident zweifelt offenbar selbst an den Treuesten der Treuen. Regimekritiker warnen vor „Wunschdenken“.

 Wladimir Putin (r.) und Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l,) im Jahr 2020. Schoigu hatte sich nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine einige Zeit nicht in der Öffentlichkeit gezeigt.

Wladimir Putin (r.) und Verteidigungsminister Sergei Schoigu (l,) im Jahr 2020. Schoigu hatte sich nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine einige Zeit nicht in der Öffentlichkeit gezeigt.

Foto: dpa/Mikhail Klimentyev

Man stelle sich vor, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie wäre der Gesundheitsminister abgetaucht. Zwei Wochen lang kein Interview, kein TV-Auftritt, nicht einmal ein Foto. Undenkbar? Etwas Ähnliches geschah in Russland nach Beginn der Ukraine-Invasion mit Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Während die Armee unter hohen Verlusten versuchte, Mariupol zu erobern und Kiew einzukesseln, verschwand der 66-Jährige von der politischen Bühne in Moskau. Schnell kochten Gerüchte hoch. Der überforderte General habe einen Herzanfall erlitten, spekulierten die einen. Präsident Wladimir Putin habe seinen Vertrauten kaltgestellt, mutmaßten andere. Der Kreml ließ wissen, Schoigu habe schlicht „viel zu tun“. Dann tauchte der General wieder auf. Die Hintergründe blieben ungeklärt.