Warum Guterres für die UN eine Chance ist Raum für Kompromisse
Eine gute Nachricht: Der Portugiese António Guterres soll als neuer Generalsekretär an die Spitze der Vereinten Nationen rücken. Die Entscheidung im UN-Sicherheitsrat zeigt, dass die Schwergewichte USA und Russland doch noch Kompromisse finden können.
Moskau rückte sogar von seiner Forderung ab, nach der ein neuer Generalsekretär aus Osteuropa stammen müsse. Die Einigung auf Guterres könnte jetzt positive Auswirkungen auf das Reizklima im Sicherheitsrat haben – und die Lösung von Konflikten einfacher machen.
Genauso wichtig ist der Karrieresprung des Portugiesen aber auch, weil Guterres der neuen Aufgabe gewachsen ist. Mehr jedenfalls als der jetzige Amtsinhaber Ban Ki Moon. Während Guterres über die dringend nötigen Fähigkeiten als leidenschaftlicher Kommunikator verfügt, konnte Ban rhetorisch nie überzeugen. Während Guterres ruppig und pampig werden kann, versuchte es Ban fast immer mit Harmonie. Während Guterres auch die nötige Portion Gerissenheit in sich trägt, leistete Ban seinen Dienst fast immer brav nach Vorschrift.
Zudem kann der frühere portugiesische Regierungschef Guterres von seiner Erfahrung als Chef eines großen Apparates zehren. Und er hat aus den Fehlern seiner Amtszeit in Lissabon gelernt. Der frühere UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Guterres braucht sich in die Problematik einer der größten globalen Herausforderungen, der Vertriebenenkrise, nicht einzuarbeiten. Er erlebte in den Lagern das Elend und die Hoffnungslosigkeit vieler Menschen hautnah, als Hochkommissar machte er sich beharrlich zu ihrem Fürsprecher.
Er warnte immer wieder vor einer Zuspitzung der Krise und verlangte von den Regierungen Geld, um den Opfern zu helfen. Und er forderte, die Ursachen der Flüchtlingskrise, den Ausbruch immer neuer Konflikte, endlich entschlossen anzugehen. Hätten die Regierungschefs frühzeitig auf Guterres gehört, hätte die Flüchtlingstragödie nicht die heutigen Dimensionen angenommen. Als neuer UN-Generalsekretär wird Guterres seine Appelle mit noch mehr Autorität vortragen können – es ist zu hoffen, dass die Politiker ihm mehr Gehör schenken werden.
Doch Guterres muss auch andere brennende Probleme anpacken: vom Klimawandel über den Kampf gegen die Armut bis zu der besseren Gesundheitsversorgung von Milliarden Menschen. Ebenso steht die dringend nötige Reform der Vereinten Nationen auf der Agenda, zumal des Sicherheitsrates. Der abtretende Generalsekretär Ban zeigte so gut wie kein Interesse am Umbau des Entscheidungsgremiums der Vereinten Nationen.
Er wollte es sich nicht mit mächtigsten UN-Mitgliedern USA, Russland und China verscherzen. Wenn sein Nachfolger António Guterres die Ambition hegen sollte, als großer Generalsekretär in die Geschichte einzugehen, dann muss er auch eine Modernisierung der UN einleiten.