Eklat um Ted Cruz Rivale von Donald Trump wird von der Bühne gebuht

Cleveland · Die Krönungsmesse für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wird immer mehr zur Pannenshow. Der Auftritt von Senator Ted Cruz endete mit Buhrufen und obszönen Gesten.

Nach der Plagiats-Rede seiner Gattin Melania und unverhältnismäßiger Brachial-Kritik an der demokratischen Rivalin Hillary Clinton („Ins Gefängnis mit ihr“) sorgte am späten Mittwochabend der Auftritt von Senator Ted Cruz für hässliche Szenen und kleinere Tumulte.

Der erzkonservative Texaner hatte bei den Vorwahlen als Zweiter hinter Trump abgeschnitten. In der politischen Auseinandersetzung hatte Trump den rhetorisch beschlagenen Juristen als „Lügen-Ted“ abgekanzelt.

Umso erstaunlicher, dass sich Cruz als einer der wenigen Promi-Republikaner bereitfand, in Cleveland zu sprechen. Allein, er das tat völlig anders als von Trumps Anhängern erwartet.

Cruz forderte die Republikaner auf, am Wahltag im November allein „ihrem Gewissen“ zu folgen. „Stimmt für den Kandidaten, dem ihr vertraut, dass er unsere Freiheiten verteidigen und die Verfassung respektieren wird", sagt Cruz, „wir verdienen Führer, die für Prinzipien stehen, die uns alle auf der Grundlage gemeinsamer Werte vereinen, die Liebe an die Stelle der Wut setzen.“

Sätze, die wie Nadelstiche gegen Trump wirkten, der gegen gesellschaftliche Minderheiten wie Latinos und Muslime zu Felde gezogen war.

Weil Cruz sich ausdrücklich eine Wahlempfehlung für Trump versagte (er gratulierte ihm lediglich beiläufig zur Nominierung), regte sich unter den Delegierten zunehmend lautstarker Protest, „Wir wollen Dich hier nicht, Ted, geh nach Hause“, riefen Mitglieder der Delegation aus New York. Kurz darauf folgten Buhrufe und teils obszöne Gesten. Cruz hatte Mühe die Fassung zu bewahren. Seine Frau Heidi wurde aus Sicherheitsgründen aus dem Saal geführt, auch sie wurde zur Zielscheibe der Kritik.

Die Anti-Reaktionen gehen Cruz verstärkten sich noch, als Donald Trump persönlich in der Quicken Loans Arena erschien, um der Rede seine Sohnes Eric zu lauschen. US-Medien sprachen hinterher von einem „handfesten Eklat“, der Cruz’ Ambitionen auf das Präsidentschaftsticket 2020 beschädigen könnte. „Die Risse in der republikanischen Partei sind riesig groß“, befand die Washington Post. Die mit Spannung erwartetet Antrittsrede von Trump heute Abend (Donnerstag/cirka 3 Uhr deutscher Zeit am Freitag) werde daran nichts ändern.

Vor dem Versammlungsort drückte sich die Unzufriedenheit mit dem Zustand der Republikaner und ihres Spitzenkandidaten durch Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten aus, nachdem eine US-Flagge verbrannt worden war. 17 Protestler wurden festgenommen. Größere Ausschreitungen blieben aus.

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