Ersatz für entmachteten Neffen Saudi-Arabiens König macht 31-jährigen Sohn zum Thronfolger

Riad · Mohammed bin Salman ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Gesicht Saudi-Arabiens geworden. Nun besteht kein Zweifel dran, dass er König werden soll. Er könnte Jahrzehnte herrschen. Ein Teil der Königsfamilie wurde entmachtet.

 Mohammed bin Salman vertritt seinen gebrechlichen Vater bereits bei wichtigen Auslandsreisen.

Mohammed bin Salman vertritt seinen gebrechlichen Vater bereits bei wichtigen Auslandsreisen.

Foto: Rainer Jensen

Dies geht aus einem königlichen Erlass vor, den die staatliche Nachrichtenagentur Spa veröffentlichte. Damit wird zeitgleich ein wichtiger Teil der Königsfamilie entmachtet.

Die Entscheidung kommt nicht ganz überraschend: Mohammed bin Salman wurde von seinem Vater seit dessen Thronbesteigung 2015 in Stellung gebracht und ist seit geraumer Zeit zum Gesicht des ölreichen, streng islamischen und autoritär regierten Landes geworden.

So vertrat "MBS", von der heimischen Presse beklatscht, König Salman bei wichtigen Reisen wie einem Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump. Der Kronprinz gilt als bestens mit den USA vernetzt. Als Hindernis für seine Thronbesteigung wurde nur sein junges Alter gesehen.

Mohammed bin Naif wurde auch aus seiner Funktion als Innenminister entlassen. König Salman schmiss damit den Block der "Sudairis" aus der direkten Thronfolge. Bei diesem handelt es sich um männliche Nachkommen, die Ibn Saud mit seiner Lieblingsfrau Hissa bin Sudairi zeugte. Experte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik zufolge könne diese "kleine Revolution" zu Spannungen im Königshaus führen.

Neben seiner neuen Position als Thronfolger soll Mohammed bin Salman zudem stellvertretender Ministerpräsident werden. Seine Funktion als Verteidigungsminister behalte er. Fernsehaufnahmen zeigten den jungen Mann, wie er seinem Vorgänger als Kronprinz und Neffen, Mohammed bin Naif, die Hand küsst. "Ich ruhe mich nun aus, möge Gott Dir helfen", sagte der Geschasste.

Als Verteidigungsminister des Landes ist Mohammed bin Salman auch für den verheerenden Krieg im Nachbarland Jemen verantwortlich, in dem Saudi-Arabien seit mehr als zwei Jahren Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen fliegt. Die Bombardements durch ein saudi-arabisch geführtes Militärbündnis zerstörten weite Teile der Infrastruktur des Landes und töteten Tausende. Die immer wieder ungenauen Angriffe trafen dabei auch viele Zivilisten - unter anderem bei Trauerfeiern oder Hochzeiten. Viele Zivilisten leiden Hunger.

Der neue Kronprinz wird auch als wichtiger Akteur bei einer Reihe weiterer Konflikte gesehen, in die das Königreich verwickelt ist. So sehen ihn Beobachter als Mit-Initiator der Blockade des Nachbarstaates Katar, die vor einigen Wochen begann. Auch im Konflikt mit dem Erzrivalen Iran schlug der der Sohn des Königs zuletzt scharfe Töne an.

Dem arabischen Nachrichtenkanal Al-Arabija zufolge wurde die Entscheidung des Königs vom Nachfolgeausschuss des Landes mit 31 von 34 Stimmen bestätigt. Die öffentliche Treueschwur soll am Mittwochabend stattfinden. Experten halten den Schritt auch wegen dieser hohen Zustimmung für von langer Hand vorbereitet.

Mohammed bin Salman ist aber auch verantwortlich für den wohl ambitioniertesten Wirtschaftsumbau der Gegenwart: Durch das Billionen-Projekt "Vision 2030" soll die Wirtschaft des Landes unabhängig vom Öl werden. Im Zuge dessen steht der 31-Jährige auch für eine vorsichtige Öffnung der ultrakonservativen Gesellschaft. Im Rahmen des Projekts sollen auch Frauen im Land gefördert werden. Zudem soll es mehr Unterhaltungsangebote geben. Bald soll in Saudi-Arabien etwa ein erstes Kino eröffnet werden.

Die Regierung in Riad teilte außerdem mit, dass der ehemalige Geheimdienstchef Prinz Chalid bin Bandar zum neuen Botschafter in Berlin ernannt wurde.

Weitere Infos

  • US-Präsident Donald Trump hat dem neuen saudi-arabischen Thronfolger Mohammed bin Salman zu seiner Ernennung gratuliert. In einem Telefongespräch hätten Trump und der Kronpinz ihre Bereitschaft zu enger Zusammenarbeit "zur Förderung der gemeinsamen Ziele Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in der Region und darüber hinaus" bekundet, teilte der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, mit. Trump hatte Saudi-Arabien im Mai besucht und dabei unter anderem milliardenschwere Waffenlieferungen an das Königreich vereinbart.
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