Europaschule Bornheim Schüler haben Ausstellung über den Ersten Weltkrieg erarbeitet

BORNHEIM · "Heute Nachmittag 5½ Uhr ging Herr Ortsvorsteher Stüsser mit der Schelle durch das Dorf und verkündete die Mobilmachung. [...] Es gab eine gewaltige Aufregung im Dorfe. Überall sah man die Leute in Gruppen zusammenstehen und die Sache besprechen. [...] Alle wollen Gut und Blut hingeben für Kaiser und Reich in diesem schmachvollen, uns aufgedrungen Kriege."

 Kaan Demirbilek, Christian Lonnemann (hinten von links), Robin Dölker, Yasemin Sahraeizadeh und Philipp Oppelt (vorne von links) sichten zahlreiche historische Quellen (rechtes Bild).

Kaan Demirbilek, Christian Lonnemann (hinten von links), Robin Dölker, Yasemin Sahraeizadeh und Philipp Oppelt (vorne von links) sichten zahlreiche historische Quellen (rechtes Bild).

Foto: Meurer

Kaan Demirbilek (16) hat diese Aufzeichnung über den Beginn des Ersten Weltkriegs in der Schulchronik der Schule Kardorf entdeckt. Mit drei anderen Schülern der Europaschule Bornheim durchforstete er gestern das Bornheimer Stadtarchiv. Ihr Ziel: eine Ausstellung über den Beginn des Ersten Weltkriegs zu erstellen.

Dafür sichteten die Zehntklässler gestern erstmals historische Texte und Bilder. "Wir wollen herausfinden, wie die Situation damals in Bornheim war", sagte Philipp Oppelt (15). Er sei "richtig schockiert", mit welcher Begeisterung die Menschen damals in den Krieg gezogen seien. Die Kämpfe seien als eine Art Abenteuer angesehen worden, ergänzte Demirbilek. Oder vielleicht auch als Abwechslung vom Alltag, fügte Yasemin Sahraeizadeh (15) hinzu.

Die Recherchen sind damit aber längst nicht beendet. Noch öfter werden die Schüler mit ihrem Geschichtslehrer Alexander Christov im Stadtarchiv sein. Wie Christov sagte, hätten sich alle vier Schüler freiwillig für das Projekt gemeldet. Als Resultat der Forschungen sollen Plakate mit Texten und Bildern entstehen, erläuterte Robin Dölker (15).

Laut Stadtarchivar Christian Lonnemann ist die Quellenlage aus dem Ersten Weltkrieg für Bornheim gut. Neben den Schulchroniken lägen unter anderem viele Totenzettel von Gefallenen aus dem Gebiet der heutigen Stadt Bornheim vor.

Oder auch eine Akte über eine Gummibeschlagnahme. "Die Menschen hätten Anträge zur Erlaubnis für die Benutzung eines Fahrrads stellen müssen, sonst wäre das Gummi der Reifen ans Militär gegangen", so der Stadtarchivar. Auch eine Urkunde vom 16. August 1914 über die Ernennung von Johann Engels aus Walberberg zum Hilfspolizisten ist erhalten geblieben. "Die Hilfspolizisten sollten damals die Stimmung in den Dörfern unter Kontrolle halten", sagte Lonnemann.

Ende Juni soll die Ausstellung im Rathaus, in der Europaschule und im Internet zu sehen sein. Bis dahin gibt es für die Nachwuchshistoriker noch viel zu tun.

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