Nach den Anschlägen in Katalonien Spanien rüstet nach den Anschlägen auf

Madrid · Nach den Terroranschlägen in der nordspanischen Stadt Barcelona und im Ferienort Cambrils werden im ganzen Land die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido kündigte am Wochenende an, dass touristische Hochburgen und andere Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten, noch besser geschützt werden sollen. Die Sicherheitskräfte werden an „sensiblen Orten“ präsenter sein als bisher, sagte Zoido.

Auf der Ferieninsel Mallorca wie auch in anderen Urlaubsbastionen an der Mittelmeerküste, auf den Kanaren oder in der Hauptstadt Madrid ist die Aufrüstung schon sichtbar: Arbeiter haben damit begannen, an Plätzen und vor Fußgängerzonen weitere Barrieren zu installieren. Damit soll verhindert werden, dass Terroristen wie in Barcelona mit einem Fahrzeug in die Menge fahren. Zunächst wurden vor allem schwere Blumenkübel und Betonblöcke aufgestellt.

Auch auf Mallorcas bekanntester Urlaubsmeile, der Playa de Palma, wo sich derzeit Zehntausende Feriengäste aufhalten, soll die Sicherheit verbessert werden, kündigte eine Regierungssprecherin an. Erst Ende Juni war auch auf der Ferieninsel eine islamistische Terrorzelle zerschlagen worden, die nach Angaben der Ermittler bereits Attentatspläne ausbrütete.

Spaniens Innenminister Zoido beruhigte die Bevölkerung und die Millionen von Urlaubern, die sich derzeit in Spanien aufhalten: Ein „Nullrisiko“ gebe es zwar nicht. Aber man habe derzeit keine konkreten Erkenntnisse, die auf weitere Anschläge im Land hinweisen. Deswegen sehe man derzeit auch keinen Anlass, den nationalen Terroralarm von derzeit Stufe vier auf die maximale Alarmstufe fünf zu erhöhen.

Die aktuelle Stufe vier signalisiert, dass es ganz allgemein ein „erhebliches Risiko eines terroristischen Anschlags“ gibt – so wie im Prinzip in ganz Europa. Die Stufe fünf würde ausgerufen, wenn man befürchtet, dass ein Terrorangriff „unmittelbar bevorsteht“. Zoido stellte jedoch klar: „Diese Situation liegt nicht vor.“ Bei der maximalen Warnstufe wird neben der Polizei die Armee zur Unterstützung mobilisiert, um strategische Orte und belebte Plätze abzusichern.

Wirtschaftsboom gründet auf dem Ruf als sicheres Urlaubsland

Spanien erlebt derzeit einen historischen Tourismusboom, den es auch der Tatsache verdankt, dass das südeuropäische Land in den letzten Jahren als sicheres Urlaubsziel galt. Dabei profitierte das spanische Königreich von jenen Erholungssuchenden, die Krisenländern wie Türkei, Ägypten oder Tunesien den Rücken kehrten. Nun, nach dem Doppelanschlag in Barcelona und Cambrils, wächst die Sorge, dass Spanien einen Einbruch in seinem wichtigsten Wirtschaftszweig erleben könnte.

Doch in den ersten Tagen nach dem Terror sieht es nicht nach einem größeren Trendwechsel aus. Die Reiseindustrie berichtet zwar über vereinzelte Stornierungen, vor allem aus Barcelona, wo am Wochenende nach der Terrorfahrt über die Ramblas einige gebuchte Zimmer leer blieben. Aber Absagen im größeren Stil scheint es bisher nicht zu geben.

Der Vizechef des spanischen Branchenverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, glaubt auch nicht, dass sich der Terrorschlag auf Spaniens gutes Image auswirken werde. Die Menschen könnten Spaniens Sicherheitskräften vertrauen, meint er.

Ein Sprecher des spanischen Reisebüroverbandes CEAV äußert sich noch aus einem anderen Grund optimistisch. Die meisten Besucher Barcelonas seien Europäer, meint er. Und diese seien leider inzwischen schon an Terrornachrichten aus europäischen Städten wie Paris, Brüssel, London, Berlin, Nizza oder Manchester gewöhnt. „Das ist ein Risiko, mit dem wir seit einigen Jahren leben müssen“, meint der Reiseexperte.

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