Weltklimakonferenz in Bonn Staaten bilden Anti-Kohle-Allianz ohne Deutschland

Bonn · Die Kohle gilt als Klimakiller Nummer eins. Im Kampf gegen die Erderwärmung setzt deshalb ein neues Bündnis aus Staaten, Regionen und Unternehmen auf einen raschen Ausstieg aus dem schmutzigen Energieträger. Deutschland ist nicht mit dabei.

Beim Weltklimagipfel in Bonn haben mehrere Länder unter Führung Kanadas und Großbritanniens eine Allianz für den Ausstieg aus der Kohle gebildet. Die Kohle-Verbrennung sei eine wesentliche Ursache für die Erderwärmung und die gesundheitsgefährdende Verschmutzung der Luft, sagte die kanadische Umweltministerin Catherine McKenna am Donnerstag. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssten die Industrieländer wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge bis 2030 die Emissionen durch Kohle auf null senken, betonte sie. Bis 2050 müsse der Ausstieg weltweit gelingen. Klimaschützer begrüßten die Initiative.

Der Allianz gehören 18 Staaten an, darunter auch Belgien, Österreich, Italien, die Schweiz, Frankreich, Finnland, Neuseeland und Mexiko. Deutschland zählt nicht dazu. Zudem haben sich mehrere US-Bundesstaaten, kanadische Provinzen und Unternehmen dem Bündnis angeschlossen. Das Pariser Klimaabkommen setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Energie aus Wind und Sonne werde immer billiger, führte die kanadische Umweltministerin aus. „Der Markt ist in Bewegung, die Welt ist in Bewegung, die Kohle kommt nicht mehr zurück“, unterstrich sie.

Die britische Klimaschutzministerin Claire Perry äußerte die Hoffnung, dass die Allianz den Grundstein für eine weltweite Bewegung zum Kohleausstieg lege. „Wir wollen andere Staaten ermutigen, auch diesen Weg zu gehen.“ Perry zufolge will Großbritannien bis 2025 komplett aus der Kohle-Verstromung aussteigen. Sie verwies darauf, dass ihr Land im ersten Halbjahr 2017 nur zwei Prozent seiner Energie aus Kohlebezogen habe, 2012 seien es noch 40 Prozent gewesen. Großbritannien setzt bei der Energiegewinnung vor allem auf Gas und Atomkraft.

In einer Erklärung sagen die Mitglieds-Länder der Allianz zu, alle herkömmlichen Kohlekraftwerke schrittweise vom Netz zu nehmen. Zudem versichern sie, keine neuen Kraftwerke zu bauen, die keine Möglichkeit zur unterirdischen CO2-Speicherung vorsehen (CCS). Die noch nicht ausgereifte CCS-Technologie ist in Deutschland hochumstritten, weil Umweltschäden durch entweichendes Gas befürchtet werden. Die Unternehmen, die sich der Allianzangeschlossen haben, wollen künftig kein Strom mehr beziehen, der aus Kohle gewonnen wird.

Klimaschützer begrüßten die Gründung des Bündnisses. „Kanada und das Vereinigte Königreich tun das Richtige, wenn sie andere Ländern zu einer Energieversorgung ohne Kohle anspornen“, sagte Catherine Abreu von der Aktivistenorganisation „Climate Action Network“. WWF-Klimaschutzexperte Michael Schäfer erklärte: „Bonn sendet ein Signal, das wir uns derzeit stärker kaum wünschen könnten.“ Es sei peinlich, dass Deutschland als ehemaliger Klimaschutz-Vorreiter nicht dabei sei. „Denn die Kohle bremst in Deutschland Innovationen und Investitionen aus.“

Die Zukunft der Kohle ist auch Thema bei den Sondierungen der Jamaika-Parteien. Auf die Forderung der Grünen nach einem raschen Kohleausstieg wollen sich FDP und Union bisher nicht einlassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Mittwoch vor den Delegierten des Klimagipfels erklärt, dass die Kohle einen stärkeren Beitrag zur CO2-Reduktion in Deutschland leisten müsse, es aber offengelassen, in welchem Umfang dies geschehen soll.

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